Aufmerksamkeitsstörungen sind re lativ häufig, als Ursache kann in der überwiegenden Zahl der Fälle Ver erbung angenommen werden. Da es im Verlauf oft zu Begleiterkran kungen kommt und sie mit einem er höhten Risiko für Drogenmissbrauch sowie einer ungünstigen Prognose hinsichtlich der Ausbildung einher gehen, kommt der frühen Diagnose und Klassifikation entscheidende Be deutung zu. Die Differenzierung zwi schen Aufmerksamkeitskraft und Aufmerksamkeitssteuerungsdefizit ist für die Wahl der Therapiemethode entscheidend, in Frage kommt neben Verhaltenstherapie und neuropsy chologisch fundiertem Training bei schwereren Formen auch eine medi kamentöse Behandlung. Die Prävalenzangaben für Aufmerksamkeitsstörungen schwanken zwischen 4,6 und 15,8% (. Tab. 1). Jungen sind 2-bis 4-mal häufiger betroffen als Mädchen [5, 10, 16, 19]. Es liegen aber auch Studien vor, nach denen keine Geschlechtsunterschiede bestehen [4]; am häufigsten werden Prävalenzangaben um 7% berichtet. Die Auftretenswahrscheinlichkeit ist für den Vorschulbereich sehr hoch und sinkt mit dem Jugendalter [11, 20]. Als eine der wesentlichen Ursachen kann bei etwa 78% der Betroffenen Vererbung angenommen werden [12]. Im Verlauf der Erkrankungen kann es zu einer Reihe von Begleiterkrankungen kommen. Während im Grundschulalter bis zu 50% der betroffenen Kinder auch ein oppositionelles Verhalten, etwa 23% eine Angststörung [2, 24] und gehäuft Schulschwierigkeiten zeigen, weisen Kinder mit Aufmerksamkeitsstörung zu 11% auch eine Dyskalkulie auf [21]. Im Jugendalter wird als komorbide Störung eine bipolare Erkrankung [23] genannt. Das erhöhte Risiko für Drogenmissbrauch und psychiatrische Erkrankungen sowie eine ungünstige Schulprognose verdeutlichen die Notwendigkeit einer frühen Diagnosestellung und wirksamen Behandlung.