Günter Mey hat gezeigt, dass die performative Sozialwissenschaft ein Plädoyer für ein anderes Wissenschaftsverständnis darstellt. Ausgehend von dieser wichtigen Feststellung arbeite ich zunächst Unterschiede zur rekonstruktiven Sozialwissenschaft heraus, indem ich Wilhelm Diltheys Begriff des Erlebnisses als Ausgangspunkt der performativen Sozialwissenschaft bestimme. Im Anschluss diskutiere ich paradigmatische Studien von Dwight Conquergood, der eng an Victor Turner anknüpft, und von Norman Denzin, um die Merkmale dieser Forschungsrichtung genauer bestimmen zu können. Ich analysiere vor allem die Relevanz der ästhetischen Dimension, mit der ethische und politische Interventionen verbunden sind. Im Anschluss an Skip Jones betrachte ich die relationale Ästhetik, die aber meiner Ansicht nach für ein tieferes Verständnis der performativen Sozialwissenschaft und ihrer politischen Perspektive nicht geeignet ist. Jacques Rancières Überlegungen zum Verhältnis von Ästhetik und demokratischer Politik sowie die von Herbert Marcuse zur Kunst ermöglichen jedoch, die politische Bedeutung der performativen Sozialwissenschaft und ihrer Ästhetik in der Gegenwart besser zu verstehen.