Seit den ersten Berichten über Allene vor mehr als 100 Jahren haben Verbindungen mit kumulierten Doppelbindungen aufgrund ihres hoch ungesättigten Charakters Interesse geweckt. [1] [3]-Cumulene, oder Butatriene (I), zeigen drei kumulierte C-C-Doppelbindungen, die an ein Übergangsmetall binden kçnnten, jedoch meistens im h 2 -p-Modus über die zentrale C = C-Bindung koordinieren.[2] Wie die Gruppen um Hughes und Lentz berichteten, kann das hoch reaktive Tetrafluorbutatrien, das sich sogar bei À80 8C langsam zersetzt, durch Koordination an ein Übergangsmetall stabilisiert werden (VII).[3] 2002 berichteten Suzuki et al. über die Koordination eines Butatriens an ein niedervalentes Zirconocen über einen neuartigen k 2 -s,s-Bindungsmodus und somit über das erste fünfgliedrige Metallacycloalkin. [4] Da Bor-basierte p-Systeme aufgrund ihrer interessanten photophysikalischen Eigenschaften von großer Bedeutung sind, [5] haben wir uns Bor-haltigen Cumulenen zugewandt. Die zu Allenen (IV) isoelektronischen Amino(methylen)-borane (V) kçnnen isoliert werden, wenn die kinetisch labile B-C-Doppelbindung durch sterisch anspruchsvolle Substituenten abgeschirmt wird. Im Kristall zeigen solche Amino-(methylen)borane eine Allen-ähnliche Struktur mit einer linearen N=B=C-Einheit.[6] Darüber hinaus sind wenige Borhaltige ionische Allenanaloga wie das 1,3-Borataallen-Dianion und das 2-Borataallen-Anion bekannt.[7] Versuche, das 1-Boraallen (VI) durch Reaktion eines Alkinylfluorborans mit tert-Butyllithium bei À120 8C herzustellen, lieferten das entsprechende Boraallen lediglich als Intermediat, das sofort eine Hydroalkylierung der B-C-Doppelbindung eingeht.[8]B-Amino-1-boraallene (II) sind isoelektronisch zu Butatrienen (I) und kçnnen unter Einbeziehung der Bor-Stickstoff-p-Wechselwirkung als Bor-haltige [3]-Cumulene angesehen werden. Bisher ist wenig über diese Verbindungsklasse bekannt, und es gibt keine Berichte über eine erfolgreiche Synthese. Ab-initio-Rechnungen an der Stammverbindung II und ihrem Konstitutionsisomer, dem Aminoboriren III, [9] legen nahe, dass II um 12.9 kcal mol À1 energiereicher ist als III, was aufgrund der aromatischen Stabilisierung durch die 2p-Elektronen des Borirens wenig überrascht.[10] Seit der Entwicklung einer geeigneten Synthese für terminale Borylenkomplexe der Gruppe-6-Metalle [11] haben sich diese als exzellente Quellen für das Borylenfragment bewährt.[12] Der Borylentransfer hat sich über die letzte Dekade rasch entwickelt und wurde auf die Synthese von Borirenen [13] und neuen Borylenkomplexen [12,14] sowie auf Metathesereaktionen angewendet.[15] Des weiteren ist die Insertion des DB-R-Fragments in olefinische C-H-Bindungen beschrieben worden. [16] Ein besonders interessanter, jedoch unerforschter Bereich der Chemie von Übergangsmetall-Borylen-Komplexen ist deren Reaktivität gegenüber (oder Übertragung auf) MetallKohlenstoff-Mehrfachbindungen. Deshalb und aufgrund unseres Interesses an B-Amino-1-boraallenen (II) haben wir das Verhalten von terminalen Borylenkomplexen der Gruppe-6-Metalle gegenübe...