Die Versuche mit Infizierung yon Gewebskulturen mit Tuberkelbacillen, die wir seit den letzten 4 Jahren 1-5 angestellt haben, verfolgen ein doppeltes Ziel: einerseits die Reaktion der kultivierten Zellen gegen Tuberkelbacillen klarzustellen, und andererseits der L5sung der Frage ~om Charakter der Zellimmunit~t bei Tuberkulosc n~herzu~reten.Gleichzeitig mit uns batten entsprechende Versuche Maximow 6, 7 sowie kurz vordem H. Smyth s, Smith, Willis und M. Lewis 9 ausgeffihrt. Bei unseren ersten Versuchen 1, 2 ziich~eten wir Stfickchen yon Lunge und Milz des Kaninchens mit schwach virulenten Tuberkelbacillen Typus humanus und beobachteten in vitro die Phagocytose der Tuberkelbacillen und die Entwicklung ~ypischer Tuberkel, die vornehmlich aus epithelioiden Zellen, sowie mitunter auch aus Riesenzellen bestanden. Gleichzeitig kam auch Maximow 6, indem er Stfickchen yon Lymphknoten, ~etz und lockerem Bindegewebe des Kaninchens mit Tuberkelbacillen, Typ. hum., zfichtete, im allgemeinen zu entsprechenden Ergebnissen.In ~nseren sp~teren Versuchen wurden die Tuberkelbacillen, Typ. hum., in Leukocytenkulturen yon Kaninchenblut 3 und yon Menschen-bluO gebracht. Es erwies sich, dal~ aus ungek5rn~en Leukocyten, d. h. Lymphocyten und Monocyten unter diesen Bedingungen typische epithelioide Zellen entstehen, welche sich eng aneinander lagernd den Ursprung fiir epithelioide Tuberkel bflden, in welchen zuweilen Langhanssche Zellen enthalten sind. Versuche mit Leukocyten des Kaninchens stellte auch Maximow 7 an und erzielte vollst~ndig gleichartige Ergebnisse, w~hrend Versuche an Leukocyten aus Menschenblut aul~er yon uns nicht gemacht worden sind. * Vortrag mit Demonstration yon Pr~paraten gehalten beim I. allrussischen Kongre~ der Pathologen in Kijew, am 15. IX. 1927. 41"
l. Einleitung. Unter dem N~men .Myelob|~st" verstehen die HSmatologenDu~listen eine besondere Zellform, welehe im myeloisehen System des Organismus vorkommt und dureh fortwiihrende Differenzierm~g gek6rnte Leukoeyten hervorbringt. Die Benennung Myeloblast ist sehon 1900 yon Naegeli 1) wissensehaftlieh eingeftihrt, worden. Mit diesem Namen wollte er (lie Selbsttindigkeit des Myeloblasten betonen und ihn veto Lymphoeyten, welehem er morphologiseh sehr iihnlich isl,, trennen. (}leieh dem Lymphoeyten hat der Myeloblast einet~ rmMen oder buehtenf6rmigen Kern, weleher von einem sehmalen Saum basophilen Protoplasmas umgeben ist. Jedoeh an troekenen Blutausstriehen, die naeh modernem Verfahren geftirbt sind (May-Giemsa), gelingt es, einen gewissen Untersehied zwischen beiden Ze/larten in der Kernstrukl, ur aufzufinden, ngmlieh ein feineres, gleiehm/ilJigeres Chi'omatitlger/ist und eine gr6[tere Anzahl yon Kernk6rperchen beim Myeloblasten im Gegensatz zum Lymphoeyten. {Jbrigens mug belnerkt, werden, da6 an Sehnit-I, en dieser Untersehied undeutlieh bleibt, Withrend (tie weitaus meisten Kliniker in dem Myeloblasten einen besonderen Inyeloiden Ze/llypus sehen, herrseht bei den Biologm~ und Experimentatoren eine andere Anschauung, naeh weleher der Myeloblast. nieht yon Lymphocyten zu trennen ist. Hierin besteht der Hauptuntersebied zwisehen den Lehren der Unitarier und Dualisten. (}brigens miissen sogar Vertretet der Unitarierlehre zugeben, da6 es einige feine Untersehiede in der Kernstruktur des Myeloblasten und L.ymphoblasten der Dualisten gibt, welehe an troeknen, gefitrbten Prfiparaten sichtbar werden; dieselben sind abet nieht wesentlieh, hgngen yon 5u6eren Da-*) Vorgetragen in der I. Sibirisehen ~3[rztekonferenz am 26. IV. 1926 zu Tomsk. girchows Archiv. Bd. 263. 47
Die haupts~chlich von A. Carrel ausgearbeitete Methode der Gewebskulturen wird in der letzten Zeit mehr und mehr zur LOsung verschiedener Fragen in der Pathologie angewandt. Durch Kultivieren verschiedener Gewebe in vitro, manchmal sogar einer bestimmtea Gruppe yon Zellen kann der Forscher die Reaktion irgendeines Gewebes oder einer Gruppe yon Zellen auf die verschiedensten Stoffe ohne Einflug anderer Teile des Organismus, wie z. B. der Blutbestandteile, in vereinfachten Verh~ltnissen untersuchen. Und in der Tat, im Laufe der 14 Jahre, welche seit den ersten Mitteilungen A. Carrels und M. Burrows 2, 5) verflossen sind, ist eine grOfiere Anzahl yon Arbeiten auf den verschiedensten Gebieten der Pathologie mit Anwendung dieser Methode erschienen. So wurde in vitro das Wachstum der Zellen bOsartiger GewAchse studiert [Carrel und Burrows46), Lambert und Hanes 2a, 24) u. a.]; wurden Kulturen yon leuk~mischem Blur angefertigt [Awroro]/ und Timo-[ejewskyl), Timo/ejewsky und BenewolenskajaaS)]; man studierte in vitro das tteilen der Wunden [Ruth35)]; die Entstehung des Infiltrates bei Entziindung [Grawitz~), O. BusseS), P. Bnsse4), MitsndaaO)]; die Einwirkung der chemischen Bestandteile des N~hrbodens auf das Wachsturn der Zellen [CarrelT), Haddala), Lambert und Hanes25), Lambert~), Krontowsky19), Krontowsky und Rum]anze[[el)]; die Wirkung einiger Arzneimittel [Goljanitzkyl:~), Krontowsky und Pole/[~o)]; die Wirkung des h~molytischen Plasmas und spezifischer cytotoxischer Stoffe auf die in ersteren kultivierten Zellen [Hadda und Rosentha116), Foot 12) 11), Lambert und Hanes25), Ingebrigtsen17)]; man untersuchte die Wirkung verschiedener Temperaturen [Lambert und Hanes25)]; der violetten Strahlen (Levaditi und Mutermilch2S)]; des elektrischen Lichtes [Doyen, Lytschkowsky, Browne und Frl. SmyrnowalO)]; man erzielte in vitro die A.D. Timofejewsky und S. W. Benewolenskaja: Bildung verschiedener GegenkSrper, als: H~molysine [CarrelS)], Agglutinine [Li~dke~9), Przygode32); man unterwarf die in der Kultur befindlichen Zellen der Einwirkung einiger bakterieller Toxine, z. B. des Diphtherietoxins [Levaditi und Mutermilch27)]. In der letzten Zeit haben Carrel und Ebeling Methoden ausgearbeitet, die die Messung der Wachs-tumsst~rke erm5glichen. Daneben wurde in grolten Untersuchungsreihen die N~hrbodenzusammensetzung auf ihren Gehalt an Wachsstoffen (Hormonen, Hormozonen) einerseits und N~hrstoffen (Trephone) andererseits geprfift; Carrel kam hier zu dem Ergebnis, dab echtes Wachstum allein bei Anwesenheit yon Embryonal-bzw. Leukocytenextrakt zustande kommen kSnne, dab sich hingegen aus Serum bzw. Plasma die Zellen nicht ern/~hren k6nnten. Wir sehen also, dab die Methode der Gcwebskulturen auf verschiedenen Gebieten der Pathologie ihre Anwcndung gefunden hat. Es ist aber ein Gebiet der Pathologie, n~tmlich die Infektionslehre, bei welcher man diese Methode beinahe gar nicht in Anspruch nahm. Es liegen nur einzelne Beobachtungen fiber die Wirkung dieser oder jener Infektion auf Gewebskulturen vor, wie z.B. die Arbeit Levaditis 26) an...
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