Das Lernen von Teilhabe an der Gesellschaft als ein erklärtes Ziel einer jeden Pädagogik bleibt in der Diskussion um inklusiven Unterricht seltsam unberücksichtigt. So führt eine rein formal-organisatorische Teilnahme am Unterricht nicht selbstverständlich zu einer größeren Chancengleichheit, Chancengerechtigkeit und in Konsequenz auch Bildungsgerechtigkeit. Um Teilhabe zu lehren und zu lernen bedarf es eines vielperspektivischen, pädagogischen Zugangs zu Teilhabe. Entsprechend wird dieselbe als sozial-ethisches Handeln definiert und als Bildungsziel konkretisiert. Durch diese praxeologisch-pädagogische Betrachtungsweise von Teilhabe bedarf es für das Lernen und Lehren von Teilhabe moralische Kompetenzen, deren Förderung auch in der Lehrkräftebildung bedeutsam erscheint. Die Überlegungen werden zusammenfassend am Beispiel des Einsatzes der Konstanzer Methode der Dilemma-Diskussion konkretisiert, die vielversprechend für die Stärkung moralischer Kompetenzen von Teilhabeorientierung in der Lehrkräftebildung sein könnte.
Abstract
The learning of participation in society as a declared objective of any pedagogy remains strangely unconsidered in the discussion about inclusive education. Thus, a purely formal-organisational participation in teaching does not naturally lead to greater equality of opportunity, equity of opportunity and, as a consequence, educational equity. In order to teach and learn participation, a multi-perspective, pedagogical approach to participation is needed. Accordingly, we define it as a social-ethical act and concretise it as a central objective in education. Through the praxeological-pedagogical approach to participation moral competences are required for learning and teaching participation. Therefore, the advancement of moral competences seems to be significant in teacher training programs. The considerations are summarised using the example of the Konstanz method of dilemma discussion, which could be promising for strengthening the moral competences of participation orientation in teacher training programs.
ZusammenfassungDer Beitrag verfolgt das Ziel, Fragen nach den Potenzialen einer rein evidenzbasierten Grundschulpädagogik für Inklusion und Partizipation zu erörtern. Dazu werden in einem ersten Schritt Inklusion und Partizipation als mehrdimensionale soziale Prozesse beschrieben, bevor in einem zweiten Schritt auf Risiken und Nebenwirkungen einer naiv evidenzbasierten Grundschulpädagogik und auf die Notwendigkeit eines multiparadigmatischen Zugangs zur Grundschulpädagogik eingegangen wird.
Die Forderung nach schulischer Inklusion ist stark wert-und normhaltig. Dies impliziert auch die Vermittlung von sozio-moralischen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Unterricht. In dem theoretisch orientierten Beitrag wird daran anknüpfend Teilhabe in ihren vielfältigen Facetten als sozial-ethisches Lern-und Reflexionsfeld definiert und in seiner Bedeutung für den Grundschulunterricht fokussiert. Darauf aufbauend wird ein Vorschlag zur Planung und Durchführung eines an Teilhabe orientierten Grundschulunterrichts begründet und entwickelt, der von gezielt integrierten Reflexionseinheiten für Grundschulkinder getragen wird, um sozio-moralische Entwicklung zu fördern.
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