Zusammenfassung Hintergrund Im Zusammenhang mit extremistischer Gewalt wird häufig die Rolle von Psychotherapeuten in der Prävention und Früherkennung von Radikalisierung diskutiert, insbesondere um ungünstige Entwicklungsverläufe bei jungen Menschen zu verhindern. Bislang fehlen Studien, die radikalisierte Personen nach ihren Kontakten mit Psychotherapeuten befragen. Fragestellung der Studie war daher, ob radikalisierte Personen Zugang zu psychotherapeutischer Unterstützung oder zu anderen Hilfesystemen haben, und ob es dafür in ihrem Leben Anknüpfungspunkte gegeben hat bzw. hätte. Material und Methode Zur Beantwortung der Frage wurden mit 7 jungen Erwachsenen, die von Fachkräften als „radikalisiert“ eingeschätzt wurden, leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Diese wurden im Anschluss inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse Es zeigt sich, dass die Befragten bislang kaum bis gar keinen Kontakt mit Psychotherapeuten hatten. Gleichzeitig fanden sich bei den Probanden hohe Belastungen durch ungünstige und größtenteils traumatische Kindheitserlebnisse, bei denen eine therapeutische Intervention wahrscheinlich hilfreich gewesen wäre. Aufseiten der Probanden wird der eigene Hilfebedarf erkannt. Es besteht allerdings große Skepsis gegenüber therapeutischen Hilfen. Schlussfolgerung Es wird diskutiert, wie radikalisierte Personen einen besseren Zugang zu psychotherapeutischen Hilfen erhalten könnten, beispielsweise durch eine bessere Vernetzung und Zuweisungspraxis der verschiedenen Hilfesysteme. Zudem wird diskutiert, wie Betroffene mehr Vertrauen in das Hilfesystem gewinnen können. Die Ergebnisse dieser Pilotstudie basieren auf einer kleinen Stichprobe, weshalb weitere Arbeiten zum Thema sich trotz des erheblich limitierten Zugangs zu entsprechenden Probanden anschließen sollten.
Zusammenfassung Ziel der Studie Angesichts der Grausamkeit von Terrorakten und extremistischen Gewalttaten ist es oft unvorstellbar, welche Motive solchen zugrunde liegen. Analysen zu den Attentaten von Ansbach (2016), Halle (2019) oder Hanau (2020) zeigten ein Bild von unterschiedlichen psychischen Auffälligkeiten bei den Tätern, was die Notwendigkeit der Einbindung von Heilberufen in die Extremismusprävention deutlich macht. Vor diesem Hintergrund erscheint die Behandlung von Personen mit extremistischer Einstellung entscheidend, damit negative Konsequenzen für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft verhindert werden können. Methoden Im Rahmen einer anonymen Online-Befragung wurden Ärzt:innen und Psychologische Psychotherapeut:innen zu bisherigen Erfahrungen, Einstellungen und Wünschen bezüglich der Behandlung von Patient:innen mit extremistischer Einstellung befragt. Weiterhin wurden Daten bezüglich der eigenen Tätigkeit erfasst. Ergebnisse Insgesamt nahmen 364 Fachkräfte an der Studie teil, davon sind 18% Ärzt:innen und 72% Psychologische Psychotherapeut:innen. Rund 10% der Teilnehmenden sind Fachärzte außerhalb psychiatrischer Fachrichtungen oder stammen aus anderen Berufsgruppen. Lediglich ein Fünftel der Teilnehmenden gibt an, sich gut ausgebildet für die Thematik zu fühlen. Etwa die Hälfte der Befragten würde einen Therapieplatz anbieten, wenn über die Patient:innen selbst entschieden werden kann, ebenso hat sich etwa die Hälfte bereits einmal mit dem Thema Extremismus beschäftigt. Die Mehrzahl sieht es als notwendig an, sich zukünftig stärker mit dem Thema zu befassen und gibt einen Fortbildungsbedarf an. Die Analysen zeigen, dass Ärzt:innen sich bisher etwas stärker mit dem Thema befasst haben als jene mit psychologisch psychotherapeutischer Ausbildung und Fachkräfte in niedergelassener Praxis eher einen Zusammenhang zwischen Extremismus und psychischen Erkrankungen sehen als Fachkräfte in Kliniken, jedoch weniger bereit wären, Patient:innen mit extremistischer Einstellung einen Therapieplatz anzubieten. Diskussion Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen weisen einen Fortbildungsbedarf hinsichtlich dem Thema Extremismus auf und sollten besser auf die Herausforderungen einer Krankenbehandlung in diesem Zusammenhang vorbereitet werden. Schlussfolgerung Damit die Chancen auf eine adäquate Versorgung von psychisch kranken Menschen mit extremistischer Einstellung erhöht werden können, sollten zukünftig Angehörige von Heilberufen, beispielsweise durch Fortbildungsangebote oder Möglichkeiten der Kooperation, besser auf das Thema vorbereitet werden.
Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung Gefährdungssituationen im Zusammenhang mit der Krankenbehandlung von Personen mit vermuteter extremistischer Einstellung spielen insbesondere in den letzten Jahren vermehrt eine Rolle. Eine Befragung von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen soll Aufschluss über konkrete Gefährdungslagen bei diesen Patient:innen geben. Material und Methoden Mittels einer anonymen Online-Befragung, welche 16 Haupt- und bis zu 95 weitere Fragen umfasste, wurden insgesamt 364 Angehörige von Heilberufen zur allgemeinen Situation und zu Patient:innen sowie Angehörigen mit vermuteter extremistischer Einstellung befragt. Ergebnisse 17,5 % der Teilnehmenden sind Ärzt:innen, 72,1 % nichtärztliche Psychotherapeut:innen bzw. in Ausbildung (47,7 % arbeiten ausschließlich in einer Klinik, 34,2 % in einer niedergelassenen Praxis). Insgesamt haben 57,7 % der Teilnehmenden schon einmal Patient:innen mit vermuteter extremistischer Einstellung behandelt (46,7 % behandelten Angehörige). 27,6 % wurden im Rahmen der Krankenbehandlung mit Selbstgefährdungssituationen konfrontiert (30,1 % bei Angehörigen), 49,5 % mit Situationen der Fremdgefährdung (18,3 % bei Angehörigen), bei denen sie sich häufig im Umgang damit nicht sicher gefühlt haben. 20,3 % der Fachkräfte informierten die Sicherheitsbehörden, nicht ganz die Hälfte empfand diesen Kontakt als eher nicht/gar nicht hilfreich (45,5 % bei Angehörigen). Kontakt zu anderen Stellen, zum Beispiel auch zu spezialisierten Fachberatungsstellen für Deradikalisierung, hatte die Mehrheit nicht. Ärzt:innen erlebten Gefährdungssituationen häufiger als nichtärztliche Psychotherapeut:innen. Ein Vergleich zwischen Fachkräften aus der Klinik und niedergelassenen Praxis zeigt keine bedeutsamen Unterschiede. Diskussion Die Studie konnte zeigen, dass Extremismus und damit einhergehend Gefährdungslagen ein wichtiges Thema in der Krankenbehandlung sind und Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen darauf gut vorbereitet sein sollten. Für die Zukunft wäre eine Vernetzung mit Stellen der Extremismusprävention wichtig und eine gute Kooperation mit den Sicherheitsbehörden wünschenswert.
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