Michaela Schmitz, Der Schluss des ‚Parzival' Wolframs von Eschenbach. Kommentar zum 16. Buch. Akademie, Berlin 2012. 292 S., € 99,80.Gegenstand der bei Elke Brüggen entstandenen Doktorarbeit von Michaela Schmitz ist es, einen Kommentar zum letzten Buch des Parzival Wolframs von Eschenbach zu erstellen, der poetische Spezifika der Texteinheit ‚Ende' im besonderen Maße berücksichtigt. 1 Der Band erweitert damit die Gruppe der in jüngerer Zeit entstandenen Stellenkommentare zu einzelnen ParzivalBüchern, die mit mehr Raum für Details die drei vorhandenen Gesamtkommentare (Bartsch/ Marti, Martin, Nellmann) ergänzen und aktualisieren.Im ersten Teil der Arbeit (S. 9-31) werden die Aufgaben des Kommentars definiert, wobei die Verfasserin zu Recht beklagt, dass eine Theorie zur Kommentierpraxis mittelhochdeutscher Werke bislang nur in Ansätzen existiert (S. 10). Im Unterschied zur weit verbreiteten Ansicht, wonach ein Kommentar den Primärtext zwar in seiner Zeitbedingtheit dem modernen Rezipienten erschließen, ihn aber keinesfalls deuten oder interpretieren soll (S. 13), herrscht bei den jüngeren Parzival-Kommentatoren Einigkeit darüber, dass es bei einem komplexen und vieldeutigen Werk wie diesem sehr wohl notwendig ist, über das enzyklopädische Detailwissen hinaus semantische und poetische ‚Tiefendimensionen' zu berücksichtigen und offen zu legen (S. 13). Dieser Auffassung schließt sich Schmitz an. Sie arbeitet deshalb zwar mit klassischen Kommentar-Kategorien, 2 sie fügt diesen jedoch die Kategorie "Fragen der Interpretation und Rezeption" hinzu (S. 16-20). Ziel dieses Kommentarteils ist es zum einen, die jüngere Forschung zu Interpretationsproblemen, die bei Nellmann noch nicht verzeichnet ist, detailliert zu referieren und zu bewerten (S. 18), und zum anderen, die Bilder der Parzival-Handschriften, die sich auf das 16. Buch beziehen, in Hinblick auf Text-Bild-Relationen zu besprechen (S. 18-20). Letzteres ist ein Novum innerhalb der Parzival-Kommentierpraxis.Als Grundlage hierfür stellt Schmitz dem Kommentar zwei Kapitel zur Seite: eines, in dem sie poetische Merkmale und Parameter für die Interpretation des Parzival-Schlusses definiert (Kapitel I.4., S. 21-31), und eines, in dem sie die Miniaturen zum 16. Buch vorstellt (Kapitel III, S. 222-243).Zu den Stärken der Arbeit gehört, dass der Kommentar (Kapitel II, S. 32-221) gut strukturiert ist. Auf der Makroebene ist er in Erzähleinheiten eingeteilt, die jeweils durch knappe Inhaltsangaben rekapituliert werden; auf mikroskopischer Ebene ist er in Referate zu den einzelnen Textstellen gegliedert, die einheitlich so aufgebaut sind, dass sie von grundsätzlichen Informationen zu spezielleren führen, wodurch dem Umstand Rechnung getragen wird, dass nicht alle Angaben für alle Benutzer in gleicher Weise relevant sind.Die Diskussion von Interpretationsproblemen im Stellenkommentar erweist sich grundsätzlich als sinnvoll. Jedoch holt die Verfasserin zum Teil etwas weit aus und liefert Informationen -etwa zum aventiure-Begriff (V. 789,18; S. 44-46) oder zur höfischen Minnekonz...