Schulische und vor allem unterrichtliche Implementationsprozesse zielen zumeist auf die Professionalisierung der Lehrkräfte ab. Die intendierte Veränderung des Unterrichts beginnt dabei mit einer gewünschten Veränderung von Einstellungen und Verhaltensweisen der Lehrkräfte, welche erst zu einer veränderten Handlungsroutine in der Arbeitspraxis führen kann. Das Modell der Stages of Concern von Hall und Hord (2006) stellt eine der wenigen Möglichkeiten dar, die individuelle Perspektive der Lehrkräfte im Implementationsprozess modellbasiert und standardisiert zu untersuchen. Der vorliegende Beitrag betrachtet anhand dieses Modells die affektivkognitive Auseinandersetzung der Beteiligten im Implementationsprozess sowie deren Zusammenhänge mit verschiedenen Aspekten der Kommunikation und der wahrgenommenen Entwicklung. Auf Basis einer Stichprobe von N = 66 Lehrkräften kann dabei gezeigt werden, dass insbesondere die Aspekte Häufigkeit der Kooperation, Kommunikation im Kollegium und Erfahrungen im Team die affektiv-kognitive Auseinandersetzung vorhersagen. Diese Auseinandersetzung -insbesondere mit den Konsequenzen der Neuerung -bedingt wiederum die wahrgenommene Entwicklung im Implementationsprozess.
Zusammenfassung. Förderung und Erhalt günstiger motivationaler und verhaltensbezogener Schülermerkmale im Bereich Lesen sind eigenständige Ziele schulischen Unterrichts. Bereits im Grundschulalter lassen sich ungünstige Entwicklungen von Lesemotivation, Leseselbstkonzept und Leseverhalten beobachten. Insbesondere Jungen weisen am Ende der Grundschulzeit häufig ungünstige lesebezogene Merkmale auf. Vor diesem Hintergrund untersuchte der vorliegende Beitrag Effekte eines groß angelegten Förderprogramms, der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS), auf Niveau und Entwicklung dieser Merkmale bei Viertklässlerinnen und Viertklässlern. Auf Basis einer umfangreichen Stichprobe ( N = 1.032) in einem quasi-experimentellen Design zeigten sich keine oder kleine negative Effekte der schulischen BiSS-Teilnahme auf die lesebezogenen Schülermerkmale im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern an Kontrollschulen. Auch kompensatorische Effekte für Jungen, Kinder mit Migrationshintergrund oder geringerem Niveau zu Beginn von Klasse 4 in Lesemotivation, Leseselbstkonzept oder Leseverhalten konnten nicht nachgewiesen werden. Die Befunde werden vor dem Hintergrund des Bedarfs an gelingendem Wissenschafts-Praxis-Transfer diskutiert.
ZusammenfassungLesekompetenz gilt als fächerübergreifende Schlüsselkompetenz für Bildungserfolg und ist damit ein zentrales Ziel des Grundschulunterrichts. Vor diesem Hintergrund zielte die Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ unter anderem auf die Förderung lesebezogener Kompetenzen im Leseunterricht der Grundschule ab. Der intrinsischen Lesemotivation kommt aufgrund ihres eigenständigen Wertes und wegen ihrer Zusammenhänge mit der Lesekompetenz eine große Bedeutung zu. Der vorliegende Beitrag untersucht a) Zusammenhänge zwischen schulischer BiSS-Beteiligung und der Entwicklung der Qualität des Leseunterrichts in einem quasi-experimentellen Längsschnittdesign mit N = 1032 Schülerinnen und Schülern der vierten Klassenstufe und b) Zusammenhänge von Unterrichtsqualität und der Entwicklung intrinsischer Lesemotivation. Es wurden Mehrebenenstrukturgleichungsmodelle spezifiziert und analysiert, die einen kleinen positiven Effekt schulischer BiSS-Beteiligung auf die Differenzierung im Leseunterricht zeigten. Außerdem erwiesen sich Differenzierung, Störungen im Unterricht und Merkmale des unterstützenden Unterrichtsklimas als prädiktiv für intrinsische Lesemotivation auf Individualebene.
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