Zusammenfassung. Schülereinschätzungen von Unterrichtsqualität haben sich als prädiktiv für ihre Lernergebnisse erwiesen, jedoch deuten empirische Studien auf große Unterschiede in der Einschätzung desselben Unterrichts innerhalb von Klassen hin. Merkmale von Unterrichtsqualität können in drei Dimensionen unterteilt werden: kognitive Aktivierung, Klassenführung und unterstützendes Unterrichtsklima. Für die Identifizierung von Prädiktoren für divergierende Schülereinschätzungen des Unterrichts in derselben Klasse können Theorien zur Informationsverarbeitung herangezogen werden. Vor diesem Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie die Varianz der Schülereinschätzungen und analysierte in Anlehnung an psychologische Befunde zur Informationsverarbeitung die Prädiktion von Einschätzungsdifferenzen durch kognitive Voraussetzungen (Vorwissen, kognitive Fähigkeiten), motivationale Orientierung (Schullust) und emotionale Bindungen (Nähe zur Lehrkraft) sowie durch demographische Merkmale (Geschlecht, Migrationshintergrund, sozialer Hintergrund). Die Stichprobe bestand aus 647 Schülerinnen und Schülern (50.8 % weiblich) aus 33 vierten Klassen, die direkt im Anschluss an eine Unterrichtseinheit zu ihrer Einschätzung der Unterrichtsqualität befragt wurden, welche anhand von drei Merkmalen mittels jeweils fünf Items erfasst wurde: herausfordernde Aufgaben, Störungen im Unterricht und Motivierung durch die Lehrkraft. Für die Überprüfung der Fragestellungen wurden Intraklassenkorrelationen und Mehrebenenregressionsmodelle unter Berücksichtigung der Clusterung der Daten eingesetzt. Die höchste Übereinstimmung innerhalb der Klassen zeigte sich für das Merkmal Störungen im Unterricht (ICC 1 = .26), etwas geringer fielen die Übereinstimmungen bei den Merkmalen Motivierung durch die Lehrkraft (ICC 1 = .19) und herausfordernde Aufgaben (ICC 1 = .14) aus. Bei gleichzeitiger Berücksichtigung aller Schülermerkmale in einem Modell waren für die abweichenden Einschätzungen im Bereich herausfordernde Aufgaben die Merkmale Vorwissen, kognitive Fähigkeiten, motivationale Orientierung und sozialer Hintergrund prädiktiv. Schülereinschätzungen von Störungen im Unterricht wurden vom sozialen Hintergrund vorhergesagt und Einschätzungen im Bereich der Motivierung von den kognitiven Fähigkeiten und der emotionalen Bindung. Das Geschlecht und der Migrationshintergrund wiesen keine bedeutsame Prädiktionskraft auf. Diese Befunde sind sowohl für die Unterrichtsforschung als auch für die pädagogische Praxis von großer Relevanz.
Zusammenfassung. Förderung und Erhalt günstiger motivationaler und verhaltensbezogener Schülermerkmale im Bereich Lesen sind eigenständige Ziele schulischen Unterrichts. Bereits im Grundschulalter lassen sich ungünstige Entwicklungen von Lesemotivation, Leseselbstkonzept und Leseverhalten beobachten. Insbesondere Jungen weisen am Ende der Grundschulzeit häufig ungünstige lesebezogene Merkmale auf. Vor diesem Hintergrund untersuchte der vorliegende Beitrag Effekte eines groß angelegten Förderprogramms, der Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS), auf Niveau und Entwicklung dieser Merkmale bei Viertklässlerinnen und Viertklässlern. Auf Basis einer umfangreichen Stichprobe ( N = 1.032) in einem quasi-experimentellen Design zeigten sich keine oder kleine negative Effekte der schulischen BiSS-Teilnahme auf die lesebezogenen Schülermerkmale im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern an Kontrollschulen. Auch kompensatorische Effekte für Jungen, Kinder mit Migrationshintergrund oder geringerem Niveau zu Beginn von Klasse 4 in Lesemotivation, Leseselbstkonzept oder Leseverhalten konnten nicht nachgewiesen werden. Die Befunde werden vor dem Hintergrund des Bedarfs an gelingendem Wissenschafts-Praxis-Transfer diskutiert.
ZusammenfassungLesekompetenz gilt als fächerübergreifende Schlüsselkompetenz für Bildungserfolg und ist damit ein zentrales Ziel des Grundschulunterrichts. Vor diesem Hintergrund zielte die Bund-Länder-Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ unter anderem auf die Förderung lesebezogener Kompetenzen im Leseunterricht der Grundschule ab. Der intrinsischen Lesemotivation kommt aufgrund ihres eigenständigen Wertes und wegen ihrer Zusammenhänge mit der Lesekompetenz eine große Bedeutung zu. Der vorliegende Beitrag untersucht a) Zusammenhänge zwischen schulischer BiSS-Beteiligung und der Entwicklung der Qualität des Leseunterrichts in einem quasi-experimentellen Längsschnittdesign mit N = 1032 Schülerinnen und Schülern der vierten Klassenstufe und b) Zusammenhänge von Unterrichtsqualität und der Entwicklung intrinsischer Lesemotivation. Es wurden Mehrebenenstrukturgleichungsmodelle spezifiziert und analysiert, die einen kleinen positiven Effekt schulischer BiSS-Beteiligung auf die Differenzierung im Leseunterricht zeigten. Außerdem erwiesen sich Differenzierung, Störungen im Unterricht und Merkmale des unterstützenden Unterrichtsklimas als prädiktiv für intrinsische Lesemotivation auf Individualebene.
ZusammenfassungUnterrichtsqualität wird häufig über Urteile von Externen erfasst. Mit Blick auf die Güte dieser Urteile stellt sich die Frage, ob diese aufgrund von Darbietungsmodalitäten sowie individuellen Faktoren systematisch verzerrt sein können. In der vorliegenden Studie wurden daher der Einfluss der Reihenfolge von Unterrichtsvideos mit unterschiedlichen Qualitätsniveaus sowie von individuellen Faktoren wie Vorerfahrung und mentaler Zustand (Müdigkeit) auf Unterschiede in den Urteilen und Interaktionen untersucht. Hierfür wurden N = 69 Studierende zu drei Versuchsgruppen zugeordnet, die zwei zehnminütige Videos in variierender Reihenfolge der Qualitätsniveaus präsentiert bekamen: Gruppe A (niedrig/mittel), B (mittel/hoch) und C (hoch/mittel). Die Analysen zeigten Unterschiede in den mittleren Ratings aufgrund der Reihenfolge sowie der Vorerfahrung und der Müdigkeit. Überdies wurden Interaktionen zwischen der experimentellen Bedingung und der Müdigkeit identifiziert. Die Ergebnisse wiesen auf Verzerrungen der Urteile von Externen hin, besonders im Bereich Motivierung. Konsequenzen für die Interpretation und Durchführung von videogestützten Unterrichtsqualitätsstudien werden diskutiert.
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