Der transsektionale Ansatz ergänzt das Konzept der Intersektionalität um eine historiographische Perspektive. Der Ausgangspunkt von Transsektionalität ist, dass es vielfältige historische Relationalitäten von Diskursen und Einschreibepraktiken gibt, deren Bewegungen sich in ihrer körperpolitischen Bedeutung verfolgen lassen. Das zeigt der Artikel exemplarisch anhand der 1912 anonym veröffentlichten fiktionalen „Autobiography of an Ex-Colored Man“ vom Schriftsteller, Musiker und Bürgerrechtsaktivisten James Weldon Johnson (1871-1938). Darin bewegt er sich in Räumen, die zwischen den Grenzen des rassistischen Segregationsregimes liegen, zwischen Privilegien des Weißseins und transgender yearnings (Snorton 2012). Über die Quelle lassen sich transsektionale Fluchtlinien nachvollziehen, die sich aus der Intersektion von race, class und gender ergeben, sich aber unter Bezugnahme auf das Konzept des tracing (Mommertz 2015) historisch zwischen den Zeilen lesen lassen. In Johnsons Autobiography spiegelt sich nicht nur das Zeitraumregime der Segregation, sondern eine Körpergeschichte, die dieses Raumregime durchschreitet und es dabei wiederum transformiert.
Wir gehen von zwei parallelen Universen der Betrachtungsweise von Körpern zwischen Raum und Geschlecht aus. Im einendem intersektionalen Universumdominiert die Suche nach Strukturen. Es geht bei Intersektionalität um Wechselwirkungen von verschiedenen Unterdrückungsverhältnissen. Durch intersektionale Beobachtung lässt sich Mehrfachunterdrückung verorten. Das anderedas transsektionale Universumist durchzogen von grenzüberschreitenden Bewegungen, der Bildung, Formung, dem stofflichen Amalgamieren und letztlich dem Verschwinden von Körpern. Es geht beim Beobachten in der transsektionalen Sphäre um Materialisierungen und um Affekt-Geschichten. Dort kann den politischen Bewegungen der Körper nur nachgespürt werden, da sie sich immer schon entzogen haben, bevor an ihnen Marginalisierung oder Unterdrückungslagen genau festzumachen sind. Die beiden Universen scheinen also vom Prinzip her sehr unterschiedlich. Dennoch möchten wir fragen, ob es sich bei den beiden Universen nicht doch um Resonanzräume einer Welt handelt. Dafür wollen wir die Begriffe Intersektionalität und Transsektionalität in diesem Text miteinander ins Gespräch bringen. Anhand einiger konkreter Beispiele werden wir uns auf die Ebene der Geschichten, der Narrationen begeben, um die Fluchtlinien zu finden, welche die Universen durchkreuzen, sie verbinden, sie zum Resonanzraum einer Welt machen. Zunächst wird der Entstehungskontext des Intersektionalitätskonzepts skizziert. Eine Betrachtung von Transsektionalität wird dann zu Ralph Werthers und James Weldon Johnsons Lebensgeschichten führen. In Anlehnung an C. Riley Snortens transgender yearnings bezeichnen wir die enthaltenen Begehrensformationen als transsektionale Sehn
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