What does it take to be an international relations (IR) scholar? IR discourses have tackled this question with focus on very different problems: the role and function of IR scholars for policy; the (ir)relevance and impact of IR knowledge and expertise in world politics; disciplinary history; or in studying IR's institutions. We argue that all these ''disciplinary sociology'' debates struggle with the relation between an internal scientific IR world and an external social context (policy, society). We reject this distinction and argue that science studies can help us to address these problems more adequately by treating IR as a scientific practice that is closely tied to its social environment. The article sets out to explore science studies' possible contributions. Based on science studies key assumptions, we develop a heuristic by which the relations between IR and its environment can be grasped systematically. From this perspective, IR is pivotally a culture constituted by different domains of practice. Hence, understanding IR scholars in ''doing IR'' requires taking into account their daily and sometimes trivial practices. For instance, writing an article in IR means much more than only thinking theoretically at a desk. We systematize the different domains of practices as the articulation of knowledge claims, mobilizing the world, autonomy seeking, alliance building, and public representation. ''Being an IR scholar'' and ''producing IR knowledge'' depends inevitably on these sets of practices and IR is intrinsically interwoven with its environment through these.
Literaturbericht 274 die Handlungen von politischen Akteuren werden als »Praxis« bezeichnet und insbesondere die Debatten in konstruktivistischen (und post-konstruktivistischen) IB-Camps sind geprägt von Konzepten wie »diskursive Praktiken« oder »repräsentative Praktiken«. Gerade die Proliferation des Praxis/Praktiken-Begriffs in konstruktivistisch orientierten Arbeiten mag wenig verwundern, ist doch die Entstehung dieser Ansätze eng verknüpft mit den Arbeiten von Sozialtheoretikern wie Anthony Giddens oder Ann Swidler-Theoretikern, die in der Sozialtheorie als Praxistheoretiker bezeichnet werden. Trotz (oder gerade wegen) der zunehmenden Verwendung des Praktiken-Begriffs mehren sich jedoch in jüngster Zeit Stimmen, die den unreflektierten, vulgären Gebrauch des Begriffs kritisieren und argumentieren, dass den Begriffen Praxis und Praktiken ein zentraler theoretischer Stellenwert einzuräumen sei. Dies sind zum einen Autoren wie Emanuel Adler (2005), Didier Bigo (2002) oder Iver Neumann (2002), die sich für eine stärkere Ausrichtung der IB an der Soziologie und Anthropologie aussprechen, und zum anderen Autoren wie Ernst B. Haas (Haas/Haas 2002), Gunther Hellmann (2002) oder Friedrich Kratochwil (2007), die sich für die Wiederkehr der praktischen Philosophie und für eine Neubelebung der Tradition des amerikanischen Pragmatismus aussprechen. Mit diesen Argumenten steht die Disziplin IB keineswegs allein, vielmehr folgt sie einem Trend, der sich bereits wesentlich deutlicher in den sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen etabliert hat. In Sozialtheorie und Historiographie ist bereits von einer »praxistheoretischen Wende« die Rede (Schatzki et al. 2001; Spiegel 2005a). Auch in der Politikfeldforschung zeichnet sich eine deutliche Wiederbelebung einer praxistheoretischen Tradition ab (Hajer/ Wagenaar 2003; Yanow 1996), wie sie sich bereits in den Arbeiten einiger Urväter der Disziplin wie Harold Lasswell (1971), Charles Lindblom (Lindblom/Cohen 1979) oder Donald A. Schön (1983) manifestiert. In unseren Augen handelt es sich hier um eine forschungspraktische Neuausrichtung, die mit der Bezeichnung »Praxistheorie« treffend beschrieben werden kann (Spiegel 2005b: 2; Reckwitz 2003a). Welches sind die Grundlagen der praxistheoretischen Neuausrichtung? Welche Annahmen teilen die genannten Autoren, die wiederum auf sehr unterschiedliche theoretische Referenzen zurückgreifen und divergierende Themenbereiche bearbeiten? Unsere folgenden Ausführungen versuchen, die Grundlagen der Praxistheorie zu verdeutlichen und die Pluralität praxistheoretischer Ansätze einerseits zu sortieren, aber auch anderseits die Probleme und Divergenzen zwischen praxistheoretischen Argumenten herauszuarbeiten. Dies ist eine sinnvolle Strategie, um praxistheoretische Überlegungen besser in die IB zu integrieren, auf die Konsequenzen für die Theoriebildung zu verweisen, ohne jedoch die wertvolle Pluralität des praxistheoretischen Projekts aus den Augen zu verlieren. Unsere Auseinandersetzung ist vorrangig theoretisch angelegt. Wir werden sowohl auf ...
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