Anamnese 5Ein 68-jähriger Patient stellte sich vor mit seit 3 Wochen episodenhaft auftretender, extremer Hypersalivation und Regurgitation von Schleim und Speichel. Während dieser Episoden, die alle 2-3 Tage auftraten, nachmittags begannen und bis weit in die Nacht anhielten, bestanden Schluckunfä-higkeit, Übelkeit und starkes retrosternales Druckgefühl. Aufgrund dieser Beschwerden war das Allgemeinbefinden massiv beeinträchtigt mit reduziertem Appetit und einer Gewichtsabnahme von ca. 10 kg. Zur Vorgeschichte berichtete der Patient von einer Nephrektomie rechts im Alter von 13 Jahren, einer Appendektomie mit 14 Jahren, einer Cholezystolithiasis und einer koronaren Herzkrankheit. Er war seit 15 Jahren Nichtraucher. Die letzte medikamentöse Behandlung umfasste ASS 100 mg (seit einer Woche pausiert), Isosorbidmononitrat 40 mg und ein Multivitaminpräparat. Körperlicher Befund 5Der Patient wog 80 kg bei einer Größe von 181 cm (BMI 24,4 kg/m 2 ). Bei leichten Exsikkose-Zeichen mit vermindertem Hautturgor und reizlosen Narbenverhältnissen nach Voroperationen war der körperliche Status unauffällig. Apparative Diagnostik 5 Ösophago-Gastro-DuodenoskopieEndoskopisch fand sich eine kleine axiale Hiatushernie mit angedeutetem, nicht stenosierendem Schatzki-Ring (endoluminale Ringbildung am gastroösophagealen Übergang) und kurzer Zylinderepithelzunge (q Abb. 1). Im Magenantrum traten einzelne chronische Erosionen hervor. Der Biopsie-Urease-Test reagierte positiv. Histologisch fand sich eine mittelgradige, mäßig aktive H. pylori-Gastritis der Antrumschleimhaut sowie eine geringgradige, minimal aktive H. pylori-Gastritis der Corpusschleimhaut. Die Biopsien aus der Zylinderepithelzunge zeigten eine BarrettSchleimhaut ohne intraepitheliale Neoplasie. Ösophagus-BreischluckDie Ösophaguspassage war bei ausgeprägten tertiären Kontraktionen leicht verlangsamt. Im Liegen und bei Betätigung der Bauchpresse zeigte sich eine Hiatushernie mit gastroösophagealem Reflux. Der konkrete FallGastroenterologie Schlüsselwörter qGastroösophageale Refluxkrankheit qnicht-erosive Refluxkrankheit q erosive Refluxkrankheit qBarrett-Ösophagus
Die gastroösophageale Refluxkrankheit wurde noch vor wenigen Jahren als weitgehend selbstverschuldetes Wohlstandsleiden angesehen, an dem man nicht stirbt, solange man keinen Chirurgen mit der Behandlung betraut. Diese Ansicht hat sich in den letzten Jahren grundsätzlich gewandelt. Auch wenn die komplexe Pathophysiologie der Erkrankung noch nicht in allen Punkten geklärt bzw. verstanden ist, so wird doch immer klarer, dass Lifestylefaktoren eher eine marginale Rolle spielen. Die Krankheit kann bei einzelnen Patienten über die Entwicklung einer speziellen Zylinderepithelmetaplasie -dem Barrett-Ösophagus -zu einem Adenokarzinom des distalen Ösophagus bzw. des gastroösophagealen Übergangs führen, einem Tumor mit sehr schlechter Prognose bei Diagnose im symptomatischen Stadium. Gute Kenntnisse der Pathophysiologie sowie der Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Diagnoseverfahren sind für ein rationales und rationelles klinisches Management unerlässli-che Voraussetzungen. Schlüsselwörter Endoskopie · Gastroösophageale Refluxkrankheit · Langzeit-pH-Metrie · Transiente Sphinkterrelaxationen Eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) liegt dann vor, wenn durch Reflux von Mageninhalt in die Speiseröh-re ösophageale bzw.extraösophageale organische Manifestationen hervorgerufen werden (z. B. Refluxösophagitis) oder Symptome mit Beeinträchtigung der Lebensqualität resultieren [4]. Die Refluxkrankheit ist in Ländern der westlichen Welt außerordentlich häufig.Während die Häufigkeit der im letzten Jahrhundert dominierenden peptischen Ulkuskrankheit stetig abgenommen hat,nahm die Präva-lenz der GERD und auch ihrer Komplikationen deutlich zu [5].Symptome der Refluxkrankheit werden von ca.30% der erwachsenen Bevölkerung geklagt (⊡ Abb.1; [18]). In einer jüngst in Deutschland durchgeführten Praxisstudie lag die Prävalenz der bis dahin unerkannten Refluxkrankheit sogar bei 50% [14]. Da es sich zumeist um eine chronische Erkrankung handelt [15], ist die finanzielle Belastung des Gesundheitssystems durch ärztliche Konsultationen, diagnostische Maßnahmen, Medikamente und schließ-lich auch Operationen sehr hoch. PathophysiologieDie Pathogenese der GERD ist multifaktoriell. Eine Vielzahl von Störungen kann zur Entwicklung einer Refluxkrankheit beitragen (⊡ Abb.2).Auch wenn Symptome und Läsionen in erster Linie durch Säure ausgelöst werden und Protonenpumpenhemmer (PPI) in der Therapie erfolgreich sind, so ist die Erkrankung doch primär durch eine Inkompetenz der Antirefluxbarriere charakterisiert.
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