Zusammenfassung Hintergrund Chronische Rückenschmerzen sind eine schwerwiegende und global sehr häufig auftretende Erkrankung mit enormen persönlichen sowie sozioökonomischen Auswirkungen. Die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST) ist eines der wenigen evidenzbasierten Behandlungsverfahren für chronische Schmerzen. Obwohl bekannt ist, dass Schmerzen sowie deren Chronifizierung und Behandlung von den persönlichen Erwartungen der Patienten beeinflusst werden, gibt es wenige etablierte Interventionen oder Richtlinien für eine aktive Modulation dieses Effekts. Ziel der Arbeit Wir möchten mit dieser Arbeit die Rolle der Erwartung als Prädiktor für Schmerzen sowie schmerzbezogene Beeinträchtigung in der klinischen Praxis verdeutlichen und präsentieren hierzu beispielhaft explorative Pilotdaten einer Beobachtungskohorte unserer Klinik. Material und Methoden Die Untersuchung zeigt erste Daten einer prospektiven longitudinalen Beobachtungsstudie bestehend aus bis zu 41 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, die im Setting einer IMST am Essener Rückenschmerz-Zentrum behandelt wurden. Es wurden Daten zum Zeitpunkt der Aufnahme (T0) und der Entlassung (T1) sowie drei Monate nach Therapieende (T2) erhoben. Primäre Endpunkte waren die Schmerzintensität und die Schmerzbeeinträchtigung. Zusätzlich erfassten wir die Therapieerwartung zum Zeitpunkt der Aufnahme als möglichen Prädiktor. Die Bedeutung der vor der Therapie erhobenen Therapieerwartung wurde mittels linearer Regression erfasst. Ergebnisse Die IMST führte zu einer signifikanten Besserung in Bezug auf die Schmerzintensität und -beeinträchtigung. Der Effekt auf die Schmerzintensität war über den Zeitraum von drei Monaten nach Therapieende anhaltend und die Beeinträchtigung sank in diesem Zeitraum weiter signifikant. Diskussion Erwartung war ein signifikanter Prädiktor für die Abnahme der Schmerzintensität und erklärte ca. 15 % der Varianz. In der klinischen Praxis sollten daher valide Methoden etabliert werden, negative Erwartungen zu reduzieren und positive Erwartungen zu fördern.
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