Minijobs haben sich als stabiles Arbeitsmarktsegment etabliert, werden jedoch seit Langem als Quelle sozialer Sicherungslücken kritisiert – vor allem, da sie nur selten als Sprungbrett in reguläre Beschäftigung fungieren. Dies hängt auch damit zusammen, dass viele Beschäftigte trotz zahlreicher Risiken dieser Erwerbsform keinen beruflichen Aufstieg wünschen. Während dies bislang primär auf institutionelle Fehlanreize zurückgeführt wurde, untersucht der Beitrag auf Basis einer quantitativen Erhebung die individuellen Erwerbspräferenzen geringfügig Beschäftigter und ihre Prädikatoren. Die Befunde untermauern, dass die Erwerbspräferenzen im Kontrast zur Normalarbeit stehen. Die Gründe sind jedoch nicht ausschließlich institutioneller Natur, sondern schließen die Arbeitsbedingungen, die subjektive Wahrnehmung des Arbeitsplatzes und der Lebenslage sowie individuelle Motive zur Aufnahme eines Minijobs mit ein. Folglich muss die sozialpolitische Governance von Minijobs auch zukünftig kritisch, jedoch mit anderer Fokussierung debattiert werden.
Das Lehrbuch beleuchtet den Arbeitsmarkt und die Arbeitsmarktpolitik aus politikwissenschaftlicher und soziologischer Perspektive. Neben Institutionen, Akteuren und Funktionsweisen werden Zukunftsherausforderungen wie wirtschaftlicher Strukturwandel, Globalisierung und Europäisierung thematisiert.
Freiwilligenarbeit gilt als normativer Grundpfeiler einer Bürgergesellschaft, ist zugleich aber hochgradig sozialselektiv. Der Beitrag beleuchtet soziale Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit und zeigt, dass neben objektiven Soziallagen auch Wert- und politische Orientierungen von Bedeutung sind.
Zusammenfassung Im Zuge der Corona-Pandemie wurden der Zugang zu Leistungen der Grundsicherung vereinfacht und die Zugangsvoraussetzungen zur Gewährung von Sozialleistungen sowie die Disziplinierung der Leistungsbeziehenden abgeschwächt. Bislang ist unklar, welche Erfahrungen Leistungsbeziehende mit diesem vereinfachten Zugang gemacht haben. Der Beitrag untersucht dies auf Basis einer quantitativen Erhebung unter Grundsicherungsbeziehenden des Kreises Recklinghausen. Im Fokus stehen die Beurteilung der Interaktion mit den Jobcenter-Beschäftigten seitens der Leistungsbeziehenden, die Zufriedenheit mit dem Hartz IV-System und die Einstellungen zum vereinfachten Zugang zur Grundsicherung im Jahr 2020. Die Befunde zeigen: Leistungsbeziehende nehmen das Jobcenter mehrheitlich nicht als Ort der Angst und Disziplinierung wahr, obgleich Scham ebenso Teil der Realität ist. Positive Erfahrungen mit dem Jobcenter gehen einher mit positiven Effekten auf die Beurteilung des Hartz IV-Systems, was die Bedeutung der Jobcenter als street-level bureaucracy unterstreicht. Eine Verstetigung wesentlicher Elemente des vereinfachten Zugangs wird mehrheitlich befürwortet, allerdings mit der Ausnahme einer dauerhaften Aussetzung von Sanktionen. Der Beitrag diskutiert abschließend sozialpolitische Implikationen für eine neujustierte Grundsicherung. Abstract: Climate of Fear or Respect at Eye Level? Experiences of Hartz IV-Recipients with Jobcentres during the COVID-19 pandemic In the wake of the COVID-19 pandemic, the access to basic security benefits for job seekers was facilitated by promoting unconditional security elements and weakening disciplinary measures for recipients. So far, it is unclear what experiences benefit recipients have had with these new regulations. The article investigates this question on the basis of a quantitative survey of basic security benefit recipients. We focus on the evaluation of the interaction with job centre-employees, the satisfaction with the Hartz IV-system and attitudes towards the pandemic-related regulations. The findings show: benefit recipients do not per se perceive job centres as places of fear and harassment, although feelings of shame are also part of their reality. Positive experiences with job centres show positive effects on the evaluation of the Hartz IV-system, which underlines the important role of job centres as street-level bureaucracies. Making the new regulations permanent is supported by the vast majority, although a permanent renunciation of sanctions is not favoured. Finally, the article discusses social policy implications for a redesigned basic security system.
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