Einleitung.In einer friiheren Mitteilung (16) konnte ich fiber Chromosomenuntersuchungen bei einer Reihe yon Gramineen berichten. Unter den dort bekannt gewordenen Ergebnissen hat die Bildung eines Chromosomenkomplexes aus vier Einzelchromosomen, der fast regelm~Big bei Briza media yon der Diakinese an bis zur heterotypischen Metaphase zu beobachten wari eine wiehtige Rolle gespielt. Es wurde auf Grund der ffir diese Art festgestellten und als basisch zu betrachtenden Chromosomenzahl (n ~-7} die Vermutung ausgesproehen, dab der erw~hnte Komplex aus nicht homologen oder besser erst durch einen bestimmten, hypothetischen Vorgang homolog gewordenen Chromosomen gebildet wird. Zwei weitere Beobachtungen fiber das Vorkommen polyvalenter Chromosomen bezogen sieh auf Brachypodium pinnatum und Bromus erectus var. eu.erectus, obgleich in diesen F~llen wahrsehein]ich eine se-kund~re Bindung an sich homologer Chromosomen zu Tri-und Quadrivalenten vorlag.Ffir das Erscheinen polyvalenter Chromosomen sind zwei grundverschiedene Ursachen verantwortlieh zu machen, die allerdings in ihren Auswirkungen vom Standpunkt der Beobaehtung aus zu formell gleichen Ergebnissen ffihren kSnnen. Die naheliegende, weniger komplizierte Ursache fiir das Auftreten polyvalenter Chromosomenverb~nde ist darin zu suchen, dab viele Arten Chromosomenzahlen besitzen, die sieh aus einem Vielfachen yon einander verwandten Grundchromosomenzahlen zusammensetzen, so dab nieht nur wie bei diploiden Arten je zwei Chromosomen, sondern je nachdem 3, 4, 5 und mehr Chromosomen Homologiebeziehungen aufweisen und dementsprechende Bindungsbestrebungen geltend maehen kSnnen. Das wird sich dann in den meiotisehen
(~ber die Bildung polyvalenter Chromosomenverb~nde bei einigen Gramineen. 733Teilungen im Vorkommen yon Chromosomenverb~nden ~uBern, deren GrSfle vom Grade der Polyploidie abh~ngig ist.Grunds~tzlich das gleiche ist es, wenn nur eine Vervielfachung einzelner Chromosomen, vielleicht auch nur einzelner Chromosomenstiicke, stattgefunden hat. Auch dann sind die Voraussctzungen fiir die Bildung polyvalenter Chromosomen gegeben.Als zweite Ursache der Bildung yon Chromosomenverbgnden sekun-d~rer Art sind bestimmte VorgKnge aJ~zusehen, durch die an sich nicht homologe Chromosomen innerhalb eines Chromosomensatzes, z. B. durch einen gegenseitigen Austausch kleinerer Chromosomenabschnitte, im Sinne B~LLINGs (1, 2), bindungsf~hig gemacht werden. Je nachdem sich ein solcher Austausch auf alle Chromosomen eines Satzes~ wie z. B. bei Rhoeo discolor (10) und Oenothera (9), oder nur auf wenige Chromosomen eines Satzes erstreckt, wie es z. B. bei Pisum (15) und Briza media (16) der Fall zu sein scheint, ist mit dem ~/orkommen vieler oder weniger Bin-dungsmSgliehkeiten zu rechnen. Die st~rkste Variation in dieser Hinsicht hat man bei Arten zu erwarten, bei welchen Polyploidie und gleichzeitig noch eine Veri~nderung nicht homologer Chromosomen durch Segmentaustauseh vorliegen. Vortrefflh~he Beispiele sind hierfiir z. B. tetraploide Tradescantien (10) und Aucuba japonica (27 a).Das...