Die Auflasung von reinstem Elektrolytchrom in Salzsiure, Bromwasserstoffsaure, Jodwasserstoffsaure, Schwefelslure, Perchlorstiure, Ameisensiiure, Essigstiure oder Oxalsiure fiihrt bei LuftabschluO zu Chrom(I1)-Lasungen, die praktisch frei von dreiwertigem Chrom und infolge ihrer Reinheit ganz ungewbhnlich stabil sind. -Die Darstellung verschiedener, bisher nicht bekannter Salze aus wHDriger Lbsung wird beschrieben, so u. a. des griinen Oxalats CrC204.2 H20, eines blauen Perchlorat-Hydrats sowie der blauen Hydrate CrCI2.4H20, CrBr2-6H20, CrJ2-6H20 und ihrer grilnen isomeren Formen. Das bisher als extrem sauerstoffempfindlich bekannte blaue Sulfat CrS04.5 H20 ist in reinem Zustand an der AtmosphBre Jahre hindurch haltbar; es ist rnit CuSO4.5 H20 isotyp.Die Frage nach der Existenz eines Chrom(I1)-oxyds bildete den Ausgangspunkt unserer Untersuchungen. Zur Darstellung dieses Oxyds wollten wir die thermische Zersetzung geeigneter Chrom(I1)-Verbindungen studieren. Wir muDten aber bald feststellen, daD die zur Darstellung der Ausgangsstoffe angegebenen Methoden in keiner Weise befriedigten, da sie zu Produkten von sehr zweifelhafter Qualitiit fiihrten; in anderen Fallen gab es noch keinerlei Darstellungsvorschriften. Durch die vorliegende Untersuchung sind die wichtigsten Chrom(I1)-Salze in reinem Zustand bequem zugiinglich geworden; diese wirken bekanntlich kraftig reduzierend und losen sich 2.T. in organischen Losungsmitteln.Das bisher am htiufigsten benutzte Darstehngsverfahren fur Chrom(I1)-Salze ist die Reduktion von Chrom(II1)-Losungen mit metallischem Zink. Gerade das Zink(1I)-Ion hat aber nahem denselben Ionenradius wie das Chrom(II)-Ion, so dal3 die Verbindungen, die aus solchen Losungen ausfallen oder kristallisieren, fast immer betrachtliche Mengen Zink enthaltenl) und nur schwierig davon befreit werden konnen. Um die Mitfallung des Zinks mbglichst einzuschriinken, wird vielfach zunachst das schwerlasliche Chrom(I1)-acetat hergestellt. Zur Darstellung von Chrom(I1)-oxalat-Hydrat lLDt man z. B. nach H. MOISSAN~) Oxalsaure auf Chrom(I1)-acetat einwirken und destilliert die Essigsiure langsam ab. Wir erhielten nach diesem Verfahren bei zahlreichen Versuchen trot,? sorgfaltigstem AusschluD von Sauerstoff stets nur sehr geringe Ausbeuten eines Produkts, das in Wirklichkeit zu 33 -88 % (!) aus der entsprechenden Zink-oder Chrom(I11)-Verbindung bestand. Auch W. MANCHOT und 0. WILHELMS)) benutzten ein nach MOISSAN hergestelltes Praparat, dessen Chrom(I1)-Gehalt nach den angefiihrten Absorptionswerten hachstens 20 % (statt 100 %) betrug. Bei genauerer Nachpriifmg des Moissanschen Verfahrens konnten wir feststellen, daD das C$ beim Abdestillieren der Essigsaure auch bei vblligem AusschluB von 1) Der Zinknachweis mit Dithizon wird durch Chrom(I1)-Sake gestbrt.
Die in der älteren Literatur als Chrom(II)‐oxyd beschriebenen, durch Oxydation von Chromamalgam erhältlichen Produkte sind röntgenamorph, in ihrer Zusammensetzung undefiniert und enthalten stets noch reichlich Quecksilber. Als Chrom(II)‐oxyd sind sie aus der Literatur zu streichen. — Die thermische Zersetzung von Chrom(II)‐oxalat und Chrom(II)‐formiat i. Hochvak. bei Temperaturen bis 800° führt zu Rückständen der Zusammensetzung CrO1.5–1.32. Vorsichtige Trocknung von Cr(OH)2 ergibt ein Produkt der Zusammensetzung CrO1.08·0.33 H2O, das bei weiterem Erwärmen nur noch Wasserstoff abgibt. Chrom(II)‐oxyd entsteht jedoch, wenn man Chromhexacarbonyl bei 250 bis 550° i. Hochvak. zersetzt. Das Produkt ist in kochender konz. Salzsäure oder heißer konz. Schwefelsäure unlöslich und zeigt im Pulverdiagramm nur die Linien des Steinsalzgitters mit einer Identitätsperiode von 4.12 Å, die nahezu mit jener des ebenfalls kubischen CrN übereinstimmt. Oberhalb von 700° zersetzt sich die Substanz rasch unter Disproportionierung.
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