Zusammenfassung
Hintergrund und Zielsetzung
Eine frühe Versorgung von Patient:innen, die Schmerzen und Risikofaktoren einer Chronifizierung aufweisen, ist sinnvoll; diese Patient:innen können von einer frühen interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) profitieren. Angesichts der unzureichenden Versorgung wurden im Rahmen von PAIN2020 zwei ambulante Therapiemodule für die Sekundärprävention einer Schmerzchronifizierung entwickelt werden: die edukative bzw. begleitende IMST (E‑IMST/B‑IMST).
Material und Methoden
Der Entwicklungsprozess der beiden IMST wird vorgestellt. Es wurden zwei Zielgruppen von Patient:innen definiert, für die in Abhängigkeit von Chronifizierung, Beeinträchtigung und Komplexität der Störung eine Sitzung (E‑IMST) bzw. 10 Interventionstermine (B‑IMST) vorgesehen waren. Die Konzeption erfolgte in 5 Schritten: Erarbeitung der Zielstellungen; Erarbeitung der Hauptinhalte; Workshop zur inhaltlichen und konzeptionellen Ausgestaltung (Inhalte, Vermittlung, Übungen); Erstellung eines Ablaufplans; Aufbereitung der Ergebnisse (Manual, Präsentationen, Arbeitsblätter, Handbuch). Zunächst wurde die B‑IMST entwickelt, woraus Inhalte für die E‑IMST extrahiert wurden. Daneben sollte ein Konzept zur Überprüfung der Umsetzbarkeit und ein Wirkmodell für eine Pilotierung entwickelt werden.
Ergebnisse
Zielstellungen für beide IMST-Formen sind die Verbesserung des Verständnisses von Schmerz und mitbedingenden Faktoren, die Erhöhung des Kontroll- und Selbstwirksamkeitserlebens und die Erhöhung der Eigenverantwortung hinsichtlich schmerzreduzierender Strategien. Unterschiede zwischen den beiden Therapiemodulen ergeben sich aus den Bedarfen und Rahmenbedingungen. Für beide IMST-Module wurden ärztliche, physio- und psychotherapeutische Inhalte und Abläufe ausgestaltet. Die B‑IMST setzt sich aus 5 Modulen mit je 2 Terminen als Gruppenintervention zusammen (biopsychosoziales Modell; Aktivierungsplanung; Bedürfnisregulation; Schlaf und Medikamente; Alltagstransfer). Die 3‑stündige E‑IMST-Gruppenintervention vermittelt in erster Linie Wissen über Schmerz und das biopsychosoziale Schmerzmodell. Es kommen theoretische und praktische Interventionen bzw. erfahrungs- und erlebnisorientierte Methoden zur Anwendung.
Schlussfolgerung
Es existieren nun zwei interdisziplinär ausgerichtete Manuale für die sekundärpräventive Behandlung von Patient:innen mit wiederkehrenden Schmerzen und Risikoprofil für eine Chronifizierung. Diese Ansätze müssen nun hinsichtlich Machbarkeit und Wirksamkeit überprüft werden.
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