Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung Proximale Femurfrakturen stellen mit ca. 100.000 Betroffenen/Jahr in Deutschland ein häufiges Krankheitsbild dar. Durch eine zeitnahe Versorgung (<24 h) konnte die Mortalität erheblich gesenkt werden. Ziele der Arbeit waren, die Prävalenz der Antikoagulation und hiermit assoziierte Komplikationen bei osteosynthetisch versorgter, proximaler Femurfraktur und deren Impact auf die präoperative Verweildauer zu analysieren und Potenziale zum optimalen perioperativen Gerinnungsmanagements aufzuzeigen. Material und Methoden Die Daten der externen vergleichenden Qualitätssicherung Nordrhein-Westfalen für die Jahre 2015 und 2016 wurden ausgewertet. Dabei wurden ausschließlich Fälle analysiert, bei denen eine hüftgelenknahe Femurfraktur osteosynthetisch versorgt wurde. Insgesamt wurden 24.786 Fälle hüftgelenknaher Femurfrakturen in die Studie eingeschlossen. Ergebnisse Von den Patienten mit einer antithrombotischen Dauertherapie (ATDT) wurden in der größten Subgruppe mit ASS-Medikation (n = 4005) 17 %, in der zweitgrößten Gruppe mit Vitamin-K-Antagonisten-Einnahme (n = 2157) 44,6 % und in der drittgrößten Gruppe mit Einnahme von direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs, n = 994) 18,2 % verzögert operiert. Schlussfolgerungen Das größte Potenzial zur Verkürzung der präoperativen Verweildauer ergibt sich in der Gruppe der Patienten, die ASS (17 % auffällig) oder einen Vitamin-K-Antagonisten (VKA, 44,6 % auffällig) einnehmen. Eine Antagonisierung der Wirkung von VKA lässt sich innerhalb kurzer Zeit durch die Gabe von Prothrombinkomplex (PPSB) erreichen. Auch unter der Einnahme von DOAKs muss das noch gängige Prozedere einer verzögerten operativen Versorgung kritisch hinterfragt werden. Die Etablierung eines Gerinnungsmanagements ist zu fordern. Neben der medizinischen Intervention (Gabe von Antidota) müssen Strukturen geschaffen werden, die eine zeitnahe Versorgung ermöglichen.
Zusammenfassung Hintergrund Die häufig multimorbiden, geriatrisch-unfallchirurgischen Patienten mit hüftgelenknaher Femurfraktur bedürfen als Notfallpatienten einer möglichst frühzeitigen operativen und interdisziplinären Behandlung, um Komplikationen (Morbidität, „morbidity“) und die Sterblichkeit (Mortalität, „mortality“) zu reduzieren. Die präoperative Verweildauer ist ein sensibler und multifaktorieller Qualitätsindikator (QI) des Behandlungsgeschehens. Aufgrund von fortbestehenden Auffälligkeiten dieses QI in der externen stationären Qualitätssicherung (esQS) in Deutschland wurde vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) und vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) weiterhin „besonderer Handlungsbedarf“ für diesen Indikator konstatiert (IQTIG Qualitätsreport 2019). Ziel der Arbeit Identifizierung von methodisch besonders belastbaren Empfehlungen zu strukturellen und prozessualen Standards zur Sicherstellung einer angemessenen klinischen Versorgung. Methoden Systematische internationale webbasierte Recherche und Analyse relevanter Leitlinien nach der Domäne 3 des AGREE-II-Instruments; Extraktion einzelner methodisch gesicherter Empfehlungen; Ergänzung der Leitlinienanalyse um eine Beurteilung von Regelwerken mit Struktur und Prozessanforderungen bzw. Kriterien für Qualitäts- und Versorgungsstandards. Ergebnisse Von insgesamt 66 identifizierten, kontextrelevanten Leitlinien wurden 15 mit „methodisch hochwertig“ bewertet. Besonders belastbare Empfehlungen aus diesen 15 Leitlinien ergaben sich unter anderem zu den Handlungsfeldern Operationstechnik, Orthogeriatrie, Antibiotikaprophylaxe, Dekubitus- und Thromboembolieprophylaxe, Operationszeitpunkt, Anästhesie, Physiotherapie, postoperatives Management und Delir. Aus 9 weiteren Regelwerken ließen sich spezielle strukturelle und prozessuale Vorgaben extrahieren. Schlussfolgerung Frühzeitige Operation und angemessene Versorgung sind durch ein konsequent multifaktoriell abgestimmtes, verbindliches Vorgehen in adäquat strukturell und prozessual ausgerichteten, interdisziplinär arbeitenden Einrichtungen zu gewährleisten.
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