Zu den postoperativen Erscheinungen nach Implantation künstlicher Herzklappen gehört vor allem die Traumatisierung der roten Blutzellen. Berichte über das Auftreten von Hämo-lysen nach künstlichem Herzklappenersatz sind bereits zahlreich geworden (DE CESARE, GROSSE-BROCKHOFF, HANSTEIN, WALSH). Vor allem tauchen immer wiederum Fallmitteilungen über das Entstehen von hämolytischen Anämien nach großen Herzoperationen auf (GARCIA, GROSSE-BROCKHOFF). Die Fortschritte der chirurgischen Behandlung der diversen Klappendefekte bringen es mit sich, daß immer mehr Patienten solchen Operationen unterzogen werden und daher auch die relativ seltenen hämolytischen Anämien häufiger angetroffen werden. Die Traumatisierung der Erythrozyten läßt sich auf verschiedene Arten beweisen; so gibt es immer wieder Berichte über das Auftreten von sogen. "Helmet-Cells" im peripheren Blut (DE CESARE), Anstieg der Blutpigmente im Serum (WALSH), Verminderung der Serumhaptoglobine (VENECIALE), verkürzte Erythrozytenlebensdauer, gemessen durch Chrom-51-Studien (BRODEUR, GEHRMANN), vermehrtes Auftreten von Eisen im Harn (WALSH), sowie auch vermehrte Eisenablagerung in den Nieren. Auch ein Anstieg der Lactatdehydrogenase (LDH) durch die Zerstörung der roten Blutzellen kann im Serum nachgegewiesen werden (JORGENSEN).Gerade der Anstieg der Lactatdehydrogenase im Serum, der relativ einfach im klinischen Laboratorium nachweisbar ist (ZIEGENBEIN), macht es möglich, systematisch zu untersuchen, inwieweit künstliche Herzklappen generell zu Zerstörungen der roten Blutzellen führen. Die Lactatdehydrogenase ist ein Enzym, das vor allem in den roten Blutzellen vorkommt und durch deren Zerstörung vermehrt in das Serum übertritt. Es ist das Ziel der vorliegenden Untersuchung nachzuweisen, daß fast alle Patienten mit künstlichen Herzklappen einen Anstieg der Lactatdehydrogenase aufweisen, jedoch nur wenige Patienten auch Anämien haben. Das Verhalten der Lactatdehydrogenase unter bestimmten Bedingungen erlaubte zusätzlich einen Rückschluß auf die mechanische Funktion der Herzklappe. Die Resultate der diesbezüglichen Untersuchungen seien daher im folgenden mitgeteilt.
Methodik und PatientenmaterialSeit Juli 1968 wurden alle Patienten, die in den letzten ½ bis 6 Jahren künstliche Herzklappen implantiert bekommen hatten und zu Nachuntersuchungen kamen, einer eingehenden Beurteilung der Klappenfunktion unterzogen. So wurde das Operationsresultat einerseits auf Grund des klinischen Schweregrades nach der Einteilung der American-Heart-Association bewertet, außerdem genaues Augenmerk auf Auskultation, Palpation und Perkussion des Herzens gerichtet, daneben nach den Kriterien von KRIEHUBER das Elektrokardiogramm prä-und postoperativ genau analysiert. Durch die Phonokardiographie erfolgte eine Beurteilung der Herzgeräusche und des Aortenöffnungs-und Aortenschließungstones nach den Arbeiten von HYLEN U. Mitarb., auch die Röntgenaufnahmen und damit die Herzgröße wurde prä-und postoperativ verglichen.Des weiteren richtete sich die Kontrolluntersuchung auf den klinischen Blut...