In enger Auseinandersetzung mit der einschlägigen Fachliteratur bezieht sich der Beitrag auf zwei Arten von Neuerungen: Innovation und Kreativität. Den Ausgangspunkt bildet eine kritische Auseinandersetzung mit vorherrschenden Mythen und Idealisierungen. In organisatorischer Hinsicht werden nicht nur Vernetzungen im Prozess der Hervorbringung von Innovation und Kreativität hervorgehoben, sondern auch über Stories und Narrationen verfasste retrospektive Deutungen, weil sie es sind, die für die Anerkennung von Neuerungen entscheidend sind.
Conceptualizing creativity as an ascription made by external audiences, this paper sheds light on the organized making of creativity, a process we label creativization. Creativitization is based on specific forms of knowledge and communication. By means of empirical illustrations from the field of fashion, we first view the utilization of knowledge in the form of materializations (in technologies), repertoires (of routines), and pooling (in projects). Second, we shed light on the significance of communication and demonstrate that communication in the form of themes, narratives, and storytelling not only serves external purposes of staging, but also fulfills internal functions of developing novelties. Third, we consider the (often lose) couplings between knowledge utilization and communication in the making of creativity. Finally, because manifest and highly institutionalized creativity expectations absorb resources and attention, we view creativization as an innovation barrier or even a substitute for innovations rather than its base.
ZusammenfassungMit Bezug auf die Modeindustrie und unter Berücksichtigung von zwei empirischen Untersuchungsfällen zeigt dieser Beitrag, wie Kreativität über Routinen, Projekte und Kooperationen sowie durch Sprache – retrospektiv mittels Storytellings und Shows; prospektiv mittels Narrativen – hervorgebracht wird. Kreativität – verstanden als Entwurf, Herstellung und Darstellung eines Produkts, das Kreativitätszuschreibungen ermöglicht – ist somit ein kollektiver Prozess (d. h. sie wird durch eine Vielzahl von Akteuren initiiert und umgesetzt), sie ist organisiert (d. h. die Koordination arbeitsteiliger und zeitlich befristeter Projekte erfolgt über bestimmte Organisationen bzw. Abteilungen oder Stellen), und sie ist institutionell verankert (d. h. durch Werte und Grundüberzeugungen so abgesichert, dass sie erwartet wird). Die abschließende Diskussion erörtert Implikationen insbesondere im Hinblick auf Innovationseffekte und thematisiert Fragen der Übertragbarkeit, die über die Creative Industries hinausreichen.
Transparenz hat gesellschaftlich an Bedeutung gewonnen und vor allem Organisationen sehen sich in der Pflicht, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Im Fokus dieses Beitrags steht der an Organisationen gerichtete, zunehmende Anspruch der Transparenz. Anhand zweier empirischer Fälle wird analysiert, wie Organisationen auf diese Erwartungen reagieren. Indem wir zwischen vier Arten von Transparenz unterscheiden, Transparenz, Intransparenz, Enthüllung und Nicht-Transparenz, zeigen wir, dass die gesteigerte Erwartung von Transparenz Organisation in der Unsicherheitsabsorption behindert. Aus diesem Grund ist die Erfüllung von Transparenzansprüchen für Organisationen ein Problem. Stattdessen bedienen sich Organisationen nebst hinreichend bekannter Darstellung technischer und quantifizierter Kennzahlen, der symbolischen Darstellung, die selektiert und kuratiert erfolgt. Abschliessend werden Effekte der organisationalen Realisierung für die Organisationsgesellschaft diskutiert, die einerseits zu einer Stärkung der gesellschaftlichen Transparenzerwartung beitragen, andererseits in variantenreichen und manchmal konträren Realisierungen dieser Erwartungen resultieren.
In diesem Kapitel werden die organisatorischen Voraussetzungen der Kreativität in der Modebranche ausgeführt. Wie die Feldforschung in den Modeunternehmen gezeigt hat, ist Kreativität kein Wort, dessen sich die Mitglieder im Unternehmen täglich bedienen. Deshalb stellt sich die Frage, was in Modefirmen denn eine Rolle spielt (und welche?), wenn nicht Kreativität? In diesem Kapitel werden organisatorische Theoriekonzepte aus der Routineforschung, dem Kontingenzansatz und der Projektforschung vorgestellt und eine Verknüpfung mit empirischen Themen des Feldmaterials hergestellt. Die Konzepte und organisatorischen Prozesse fasse ich als technologische Aspekte der Kreativität zusammen. Der Prozess der Kollektionsentwicklung und des Designs neuer Kleiderkollektionen ist ein wiederholter und deshalb erwarteter Vorgang: Meetings folgen Meetings, Deadlines jagen Deadlines und Routinen und Wiederholungen ergänzen sich gegenseitig zu eingespielten, trainierbaren und schließlich generationenübergreifenden Handlungsmustern, anhand derer ein neues Kleidungsstück designt und produziert wird (Bouty/Gomez 2016). In diesem Hervorbringungsprozess ist Kreativität zwar beabsichtigt und erwartet (Unsworth 2001: 291), dennoch spielt dabei manchmal auch der glückliche Zufall-»serendipity« genannt-eine Rolle (Simonton 1999). Damit ist gemeint, dass sich Kreativität zwischen der sicheren Gewissheit der Überraschung und der ungeplanten Störung der Zuverlässigkeit bewegt. Kreativität wird dadurch zwar voraussagbar, nicht aber berechenbar. Es komplettieren und kompromittieren sich Strategie genauso wie Spürsinn; Design genauso wie glückliche Zufälle; und Planung genauso wie Emergenz zur Hervorbringung von Kreativität in der Mode. Auffällig ist, dass die Mode es schafft, trotz nicht linearer Vorgänge und vielzähliger Kompromisse Kreativität dennoch ziemlich zuverlässig hervorzubringen (Catmull/Wallace 2014; Pratt u. a. 2015). Diese Art von Kreativität wird selten als kommunikativ ausgewiesen und bleibt in Form von Tüfteln projektintern relevant bzw. für das Publikum unsichtbar. In den Modefirmen haben sich diese Voraussetzungen auf dreierlei Weise gezeigt: Erstens stützt sich Modedesign auf Routinen, die nicht alle gleichzeitig und vor allem geografisch disparat aktiviert werden, aber schließlich alle
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