Das Editorial arbeitet ein Verständnis von sozialer Reproduktion heraus, anhand der Gemeinsamkeiten und Differenzen, Anknüpfungspunkte aber auch Unvereinbarkeiten unterschiedlicher Perspektiven. Die unterschiedlichen Argumentationen und der zentrale Fokus des jeweiligen Ansatzes sollen entlang von drei Fragen deutlich werden: Der Frage nach dem Verständnis des Begriffs, nach der Verortung von sozialer Reproduktion im gesellschaftlichen Zusammenhang bzw. in der Reproduktion von Kapitalismus, sowie nach der Bedeutung von „Geschlecht“ im Zusammenhang von sozialer Reproduktion.
Der Beitrag leistet eine kritische Evaluation von Texten, die jüngst unter dem label Social Reproduction Theory (SRT) erschienen sind und soziale Reproduktion vor allem unter Rekurs auf die marxsche Werttheorie fassen. Während das grundlegende Anliegen dieses Ansatzes, in Kämpfen um soziale Reproduktion feministische und Klassenkämpfe zusammen zu denken, zu begrüßen ist, werden auch Fehlschlüsse attestiert. Ein essentialistischer Geschlechterbegriff und ein Verständnis von Reproduktion als rein ökonomischer Sachverhalt, wie ihn die SRT auszeichnen, führen dabei zu politisch-strategischen Kurzschlüssen. Anstatt die Dimensionen des Diskursiven und Ideologischen den vermeintlich ‚materialistischeren‘ Klassenkämpfen gegenüber zu stellen, sollten stattdessen - so unser Argument - vergeschlechtlichte Lebensweisen und Subjektivitäten vielmehr als wichtiger Einsatzpunkt für eine feministische Klassenpolitik verstanden werden.
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