Hintergrund: Die Publikationen der Danish Breast Cancer Cooperative Group und die Ergebnisse des British Columbia Trial haben zu erheblichem Diskussionsbedarf über den Stellenwert der Strahlentherapie nach Mastektomie geführt. Ganz unterschiedliche Vorgehensweisen findet man selbst innerhalb derselben Tumorzentren. Die Deutsche Gesellschaft für Senologie, in der alle medizinischen Bereiche auf dem Gebiet des Mammakarzinoms interdisziplinär kooperieren, hat deshalb eine gemeinschaftliche Stellungnahme erarbeitet. Material und Methode: Als Beratungsgrundlage dienten aktuelle Literaturmitteilungen und Expertenmeinungen, insbesondere die seit 1997 publizierten randomisierten Studien, des weiteren Metaanalysen der Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group, epidemiologische Untersuchungen zum zeitlichen Verlauf von Fernmetastasen beim Mammakarzinom sowie die aktuelle Konsensbildung der American Society for Therapeutic Radiology and Oncology. Ergebnisse des Konsens: 1. Die optimale Durchführung der Mastektomie ist eine wichtige Voraussetzung für die Tumorheilung. Dabei sind sowohl eine R0-Resektion des Tumors als auch eine Entfernung von zumindest zehn Lymphknoten aus Level I und II der Axilla anzustreben. Bei axillärem Lymphknotenbefall stellt die operative Entfernung der Achsellymphknoten nicht nur eine diagnostische, sondern auch therapeutische Maßnahme dar, indem damit das Risiko für ein lokoregionäres Rezidiv vermindert wird. 2. Lokoregionäre Rezidive sind wahrscheinlich nicht nur Indikator, sondern auch Quelle für das Auftreten von Fernmetastasen. 3. Die Bestrahlung der Brustwand und der Lymphabflusswege erhöht bei Risikopatientinnen die Heilungswahrscheinlichkeit und vermindert das Risiko eines lokoregionären Rezidivs. Sie verbessert auch bei Resttumor oder inkompletter Achselausräumung die Prognose. Gesicherte Indikationen zur postoperativen Radiotherapie nach Mastektomie sind: T3/T4-Karzinome, T2-Karzinome mit einer Größe >3 cm, multizentrisches Tumorwachstum, Lymphangiosis carcinomatosa oder Gefäßeinbrüche, Befall der Pektoralisfaszie oder Sicherheitsabstand <5 mm, R1-oder R2-Resektion, mehr als drei befallene Achsellymphknoten. Als sinnvolle, aber noch nicht in klinischen Studien evaluierte Indikationen gelten: Multifokalität, extensive intraduktale Komponente, Rezeptornegativität, Malignitätsgrad G3, diffuse Mikrokalzifikationen, ein bis drei axilläre Lymphknotenmetastasen, Zustand nach mehreren, nicht in sano erfolgten Biopsien, Alter unter 35 Jahre. 4. Eine simultan zur Radiotherapie durchgeführte Tamoxifenbehandlung ist entgegen teilweise anderslautenden In-vitro-Daten durchaus sinnvoll, zumal Tamoxifen die Apoptose fördert. Eine CMF-Therapie wird üblicherweise im Sandwich-Verfahren durchgeführt, kann jedoch in begründeten Fällen auch simultan zur Strahlentherapie erfolgen. Eine anthrazyklinhaltige Chemotherapie sollte hingegen vor Beginn der postoperativen Radiotherapie abgeschlossen sein. Schlussfolgerungen: Die adjuvante Radiotherapie nach Mastektomie verbessert zumindest bei Risikopatientinne...