Zusammenfassung Akzeptieren Menschen neue technologiebasierte Produkte oder Dienstleistungen nicht, so können diese aus technischer Perspektive noch so perfekt und nützlich sein-sie würden nicht in Anwendung und Nutzung kommen. Um mögliche Akzeptanzrisiken und Konfliktpotenziale in einem frühen Entwicklungsstadium zu identifizieren, ist es von entscheidender Bedeutung, sich einer sozioethischen Bewertung der Technik oder IT zu stellen. Auf diese Weise können Bedürfnisse, Interessen und Meinungen, insbesondere der von der Technik betroffenen Interessensgruppen, frühzeitig in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Im Rahmen dieses Beitrags wird ein generisches akzeptanzbasiertes Vorgehensmodell (HEART-Human-centered Evaluation of Acceptance and Risk Criteria for Technology) abgeleitet, um Fragestellungen der Mensch-Technik-Interaktion ergänzend zu Scrum oder Design Thinking-Methoden systematisch und effektiv erheben und bewerten zu können. Für die praktische Umsetzung von HEART wurde ein zweistufiges Verfahren gewählt, bestehend aus sogenannten Akzeptanz-Risiko-Workshops mit nachgelagertem Bewertungsfragebogen. Der Einbezug aller relevanten Stakeholder in Technikentwicklungsprojekte steht dabei im Mittelpunkt. Zwei Fallstudien in zwei Technikentwicklungsprojekten mit insgesamt 41 teilnehmenden Personen dokumentieren eine erste Anwendung von HEART in der Praxis und zeigen, dass sich das Konzept als geeignet erweist, um gemeinsam mit unterschiedlichen Zielgruppen deren Sichtweisen auf Technologie und ihre sozio-ethischen Risikofaktoren zu erheben und so integrative Forschung in Technikentwicklungsprojekten umzusetzen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Rahmen dieses Beitrags das traditionelle generische Maskulinum verwendet. Es werden dabei immer alle Geschlechter im Sinne der Gleichbehandlung adressiert, die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Zusammenfassung
Hintergrund Operationen am Felsenbein stellen eine besondere Herausforderung für HNO-Chirurgen dar. Ziel des BMBF-geförderten Projektes war die Entwicklung eines realitätsnahen Trainingssystems für Ohroperationen in Form eines „Serious Game“.
Methodik Der vorgestellte Prototyp des HaptiVisT-Systems fungiert als ohrchirurgisches Trainingssystem mit visueller Rückkopplung durch einen brillenlosen 3D-Monitor und haptischer Rückkopplung durch einen den Bohrer simulierenden Haptik-Arm. Eine Vielfalt von Trainingsmöglichkeiten wird durch 3 verfügbare chirurgische Prozeduren (Antrotromie, Mastoidektomie, posteriore Tympanotomie) gewährleistet. Ein gewichtetes Punktesystem ermöglicht die Messbarkeit des Trainingserfolgs. Im Zuge der technischen Entwicklung des Prototyps erfolgte eine prospektive Evaluation durch 8 HNO-Ärzte und 4 Studierende u.a. hinsichtlich der Lerninhalte und Benutzerfreundlichkeit. Zur Anwendung kam ein standardisierter Fragebogen (Ordinalskala: 1=sehr gut bis 5=sehr schlecht).
Ergebnisse Hinsichtlich der Lerninhalte ergaben die Aspekte „Festigung Anatomie (Mittelwert=1,58)“, „Training Hand-Augen-Koordination (1,67)“, „Übertragbarkeit in die Praxis (1,83)“ und „Nützlichkeit für die Praxis (1,33)“ gute bis sehr gute Werte. Die Benutzerfreundlichkeit zeigte für die Aspekte „Realitätsnähe (2,29)“, „Zusammenspiel Haptik und Optik (2,33)“ sowie „Immersion in das Trainingssystem (1,89)“ ebenfalls gute Werte. Der „Motivationsfaktor“ war bei allen Testpersonen sehr hoch (1,2).
Schlussfolgerung Das ohrchirurgische Trainingssystem HaptiVisT bietet die Möglichkeit des immersiven Trainings von Ohroperationen. Eine Integration in den klinischen Alltag und insbesondere in die ärztliche Weiterbildung zum HNO-Facharzt erscheint daher sinnvoll.
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.