ZusammenfassungIn diesem Beitrag wird die Frage aufgeworfen, ob der Tourismus einen Effekt auf die europäische Identitätsentwicklung ausübt und ob dieser in der Wahlforschung weitgehend unberücksichtigte Faktor auch direkt oder indirekt die Wahlbeteiligung bei Europawahlen beeinflussen könnte. Ein theoretisches Modell postuliert den Einfluss von drei zentralen touristischen Indikatoren (Nächtigungsintensität, Reiseintensität und Auslandsreisen in die EU27) auf kosmopolitische Einstellungen und die Identifikation der BürgerInnen mit Europa (intermediäre Ebene) sowie auf die Wahlbeteiligung bei Europawahlen (abhängige Variable). Das theoretische Modell wird auf Basis von einzelnen nationalen und regionalen Indikatoren (NUTS II Ebene) aus vier verschiedenen Datenquellen operationalisiert. Die Einflüsse des Reiseverhaltens und der Tourismusintensität werden auf der nationalen Ebene mittels Korrelationen und auf der regionalen Ebene mittels Strukturgleichungsmodellen geprüft. Eine sequentielle multiple Regressionsanalyse konnte zusätzlich herausstreichen, dass die direkten Effekte des Tourismus auf die Wahlbeteiligung überwiegend auf Besonderheiten und spezifische Einflüsse in Ost-, Süd- und Westeuropa zurückzuführen sind. Die Studie kann als erster Ansatz betrachtet werden, die Zusammenhänge zwischen Tourismus, europäischer Identität und der Wahlbeteiligung zu eruieren. Künftige ländervergleichende Erhebungen auf der individuellen Ebene wären notwendig, um die gefundenen Erkenntnisse abzusichern und regionale Besonderheiten differenzierter zu beleuchten.
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.