Der lettische Schriftsteller Rūdolfs Blaumanis um 1905:Tradition, Symbolismus und Revolution
EinleitungRūdolfs Blaumanis (1863Blaumanis ( -1908 war ein polyglotter Autor, der eine sehr enge Verbindung zu den Diskursen seiner Zeit hatte. Als ein zwischen geistigen Welten pendelnder, perfekt zweisprachiger Schriftsteller hat er auch Brücken zwischen der deutschen und der lettischen Literatur geschlagen. In seinem Schaffen knüpfte er an die Tradition des europäischen Realismus an und bereitete zeitgleich den Weg für die literarische Moderne in der lettischen Literatur.Blaumanis war nicht der einzige lettische Autor, der seine Werke sowohl in lettischer als auch in deutscher Sprache verfasste. Hier sind neben Jānis Poruks der ebenfalls (national)politisch sehr aktive Dichter Rainis (Pseudonym für Jānis Pliekšāns, 1865-1929) und seine Ehefrau Aspazija (Pseudonym für Elza Pliekšāne, geb. Johanna Emilie Liesette Rosenwald bzw. Rozenberga, 1865-1943) zu nennen. Schon im Elternhaus war Blaumanis als Sohn eines Kochs und eines Stubenmädchens auf dem Landgut der Barone von Transehe bei Ērgļi/Erlaa mit der deutschen Sprache vertraut gemacht worden. Ab 1875 besuchte er eine deutsche Privatschule, die von Gouvernante Anna Rubīna 1 geleitet wurde, und später eine deutsche Handelsschule in Riga. Der vorliegende Beitrag legt den Fokus auf Blaumanis im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Diese Zeitperiode war zugleich auch sein letztes Lebensjahrzehnt. Zum Zeitpunkt der russischen Revolution von 1905 war aus ihm längst ein etablierter Autor im Bereich der lettischen Literatur geworden, der aber immer wieder auch nach neuen Wegen für sein Schaffen suchte. Diese führten ihn in der Spätphase seines Schaffens in eine symbolistische Richtung. Dabei merkt man freilich auch eine gewisse Unsicherheit des Schriftstellers, denn seine am meisten anerkannten Werke waren jene von realistischer oder auch naturalistischer Prägung. Und so verblieb er 1 Zinta Saulīte, Blaumaņu dzimtas līkloči, [Ērgļu novads]: R. Blaumaņa memoriālais muzejs "Braki" 2012, S. 14 [Das Schicksal der Familie Blaumanis].
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