ZusammenfassungHoch belastende Lebensereignisse wie die Erfahrung einer lebensbedrohlichen Situation oder das Bezeugen von plötzlichem Tod, schwerer Verletzung oder Suizid stellen für die psychische Verarbeitung eine außergewöhnliche Herausforderung dar. Sie stehen in kausalem Zusammenhang mit dem Risiko, an verschiedenen psychischen und psychosomatischen Traumafolgestörungen zu erkranken. Diesem Wissen folgend, sind die Aufgaben der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV): die Prävention psychosozialer Belastungsfolgen, die Früherkennung weiteren Hilfs- oder Versorgungsbedarfs und die Bereitstellung adäquater Hilfe zur Belastungsverarbeitung. Sind Kinder von einem Notfallereignis betroffen, befinden sich diese aufgrund entwicklungspsychologischer Aspekte in einer anderen Position als erwachsene Betroffene.Der vorliegende Beitrag beschreibt praxisnah die Besonderheiten in der Notfallversorgung der Zielgruppe Kinder. Dabei geht er anhand ausgewählter Forschungsbefunde aus den Feldern Psychotraumatologie und Psychosoziale Notfallversorgung insbesondere der Frage nach, welche Auswirkungen das Bezugspersonenverhalten auf die kindliche Verarbeitung von Notfallereignissen hat. Entsprechende Folgerungen für die Praxis der PSNV werden gezogen. Darüber hinaus werden allgemeine Empfehlungen zur Akutbetreuung von Kindern vorgestellt und Herausforderungen in der Praxis diskutiert.Die Psychosoziale Notfallversorgung von Kindern erfordert ein im Vergleich zu der Begleitung von erwachsenen Betroffenen angepasstes Vorgehen. Verhaltenskompetenz und Stabilität der Bezugspersonen haben Einfluss auf die kindlichen Verarbeitungsmöglichkeiten. Abhängig vom Zeitpunkt der Intervention bedarf die PSNV unterschiedlicher Kompetenzen. Der niederschwellige Zugang zu Hilfsangeboten stellt in der Versorgungspraxis eine Herausforderung dar.
Zusammenfassung Hintergrund In Bayern wurde 2019 mit 1520 Fällen die höchste absolute Anzahl von Suiziden in Deutschland registriert. Suizid als Todesursache ist besonders belastend für Angehörige und das Risiko von betroffenen Kindern, selbst im weiteren Lebensverlauf Suizid zu begehen, ist signifikant erhöht. Frühe und spezifische Ansätze der sog. psychosozialen Notfallversorgung sind nach hoch belastenden Lebenserfahrungen, wie Suizid im Nahfeld, fachlich indiziert. Ziel der Arbeit Ziel der Querschnittstudie ist es, die Versorgungssituation von Familien nach Suizid und Suizidversuch eines Elternteils in Bayern zu erheben und dadurch Bedarfe zu erkennen. Methoden Daten zu Versorgungsangeboten, der (Selbst)einschätzung der Kompetenzen zu traumaspezifischen Aspekten und der grundsätzlichen Beurteilung der Versorgungssituation und -qualität in Bayern wurden bei 108 Jugendämtern und Beratungsstellen per telefonischer Befragung erhoben und deskriptiv ausgewertet. Ergebnisse Fälle von Suizid/-versuch kommen in der Beratungs- und Betreuungsrealität von Mitarbeitenden in Jugendämtern und Beratungsstellen vor. Die am häufigsten genannte Hilfe ist die Weitervermittlung in andere zumeist heilkundliche Angebote. 80 % der befragten Mitarbeitenden in Beratungsstellen und Jugendämtern halten die Einführung einer zentralen Notfallrufnummer für Familien und Fachkräfte für sinnvoll. Schlussfolgerung Fachkräfte sehen den Bedarf für Beratung bei den Betroffenen und wollen diesem auch in der eigenen Einrichtung entsprechen, fühlen sich jedoch in Folge begrenzter interner und externer Angebote sowie eigener Qualifikation dafür nicht ausreichend ermächtigt. Die Angebote, in die weitervermittelt wird, sind in den meisten Fällen weder spezifisch, passgenau noch kurzfristig verfügbar, was angesichts des hohen Erkrankungsrisikos der betroffenen Kinder und Jugendlichen einen kritischen Faktor darstellt. Es besteht ein Bedarf für unmittelbar erreichbare spezifische Unterstützung sowohl für Fachkräfte als auch für betroffene Familien, z. B. durch eine Notfallrufnummer.
ZusammenfassungIn diesem Empfehlungspapier werden zentrale Vorschläge für den Besuch von Kindern auf Intensivstationen (Pädiatrie und Erwachsenenbereich), Intermediate-care-Stationen und in Notaufnahmen vorgestellt. Auf Intensivstationen und in Notaufnahmen im deutschsprachigen Raum werden die Besuchsregelungen für Kinder und Jugendliche sehr heterogen gestaltet. Mitunter dürfen sie ohne Begrenzungen in Alter und Dauer Patient:innen besuchen, manchmal ist dies erst ab dem Teenageralter und nur für kurze Dauer möglich. Ein Besuchswunsch von Kindern löst beim Personal oftmals unterschiedliche, teilweise ablehnende Reaktionen aus. Leitungen sind aufgefordert, diese Haltung gemeinsam mit ihren Mitarbeiter:innen zu reflektieren und eine Kultur der familienorientierten Versorgung zu entwickeln. Obwohl die Evidenz für Vorteile durch Kinder als Besuchende begrenzt ist, spricht mehr für als gegen einen Besuch, auch in hygienischer, psychosozialer, ethischer, religiöser und kultureller Hinsicht. Dennoch ist keine pauschale Empfehlung für oder gegen einen Besuch möglich. Die Entscheidungen für Besuche sind komplex und bedürfen sorgfältiger Überlegungen und Abwägungen.
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