Seit die Alternative für Deutschland (AfD) erstmals zur Bundestagswahl 2013 antrat, nahm sie an allen darauffolgenden Landtagswahlen sowie der Europawahl 2014 teil und erzielte dabei teils beachtliche Erfolge. 1 Gleichzeitig stieg die Wahlbeteiligung in einigen dieser Wahlen deutlich an. Der vorliegende Beitrag ist vor diesem Hintergrund einerseits motiviert durch die Vermutung, dass die AfD von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitiert hat, und andererseits von der Behauptung, dass die AfD dazu beitrug, die Wahlbeteiligung zu steigern. Ursprung ersterer Vermutung sind die Wanderungsanalysen der Wählerinnen zu einzelnen Landtagswahlen nach denen sich eine einfache Mehrheit der AfD-Wählerinnen 2 aus dem Lager der Nichtwählerinnen rekrutierte. Die zweite Behauptung wurde von Politikerinnen der Partei selber und den Medien häufiger geäußert. Es steht also die Hypothese im Raum, die AfD mobilisiere vormalige Nichtwählerinnen, welche mehrheitlich dann diese Partei wählen würden. Somit wäre die AfD zugleich Ursache als auch Hauptprofiteurin der gestiegenen Wahlbeteiligung. Dass rechtspopulistische Parteien-als solche kann die AfD mittlerweile mit einiger Sicherheit bezeichnet werden 3-tatsächlich mobilisierende Wirkung haben, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht gesichert. 4 Während die politikwissenschaftliche Forschung sich bisher vor allem mit der Charakterisierung der Partei und der Analyse der Wählerschaft sowie der Parteiprogrammatik auseinander setzte, soll der vorliegende Beitrag die Debatte um einen weiteren Schwerpunkt ergänzen: Welchen Effekt hat das Erstarken dieser neuen Partei auf die Wahlbeteiligung? Und: Welchen Zusammenhang zwischen den elektoralen Erfolgen der AfD und der Wahlbeteiligung gibt es? * Unser Dank gilt Theresa Bernemann, Fabio Best, Joel Wächter und Robert Welz für ihre kompetente Recherche-und redaktionelle Arbeit. 1 Außerdem nahm sie auch an allen Kommunalwahlen teil, dort oft jedoch nicht flächendeckend. 2 Wir verwenden in diesem Beitrag für Personenbeschreibungen die weibliche Form. Die Angaben beziehen sich auf Angehörige aller Geschlechter und Männer sind natürlich mit einbegriffen.
Although we know a lot about why citizens vote or abstain in elections, the social inequality of low turnout in European elections has attracted little attention. This paper focuses on voter turnout in the last 2019 European elections and examines whether low voter turnout in second-order elections is automatically associated with high social inequality, using Tingsten’s law as inspiration. By contrasting a second-order election with other high and low turnout elections, the paper deepens our understanding of the mechanisms behind low turnout in European elections. Following the argument that the macrolevel social imbalances of low turnout can best be analysed at the neighbourhood level, we develop a small-scale analysis of turnout across nine capitals of the European Union for the 2019 European Parliament (election and perform a regression model with interaction effects to examine the effects between different types of elections. Our results do not find differences in the effect of neighbourhoods’ social context on voter turnout between these elections. Although turnout in all cities is socially biased across all types of elections, jeopardising the ideal of political equality across Europe, we find no evidence that the 2019 European Parliament elections were more socially unequal than other elections – regardless of their second-order nature.
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