Zusammenfassung
Einleitung Die COVID-19-Pandemie bedeutet einschneidende Maßnahmen für das nationale Gesundheitssystem. Dies bot den Anlass, die klinischen und ökonomischen Leistungsindikatoren der
gynäkologischen und geburtshilflichen Versorgung des Universitätsklinikums Marburg als regionaler universitärer Maximalversorger zu analysieren. Hierzu wurden die Auswirkungen auf die
monatlichen stationären und ambulanten Fallzahlvolumina sowie die entsprechenden ICD- und DRG-Kodierungen ausgewertet, um etwaige Versorgungsdefizite aufzudecken.
Material und Methoden Die Studie basiert auf einer retrospektiven Datenanalyse therapierter stationären und ambulanten Fälle der Jahre 2016 bis 2020. Hierzu wurden über das
klinikinterne Leistungscontrolling-Programm QlikView die Daten von 9487 Fällen der Klinik für Gynäkologie und 19597 Fällen der Klinik für Geburtshilfe ausgewertet.
Ergebnisse Es bildet sich eine der nationalen Pandemiedynamik folgende Abnahme der gynäkologischen stationären Fallzahlen um –6% ab, während das geburtshilfliche Fallzahlvolumen um
+11% im Jahr 2020 steigt. Insgesamt fallen die Effekte für die ambulante Versorgung geringer aus. Zudem lässt sich eine standortbezogene Abnahme der C50 „Bösartige Neubildungen der
Brustdrüse“ und C56 „Bösartige Ovarialtumoren“ Diagnosen um –7,4% bzw. –14% feststellen. Eine Rückkehr zu dem Leistungsniveau des Vorjahres konnte im ambulanten in 3 und im stationären
Sektor in 5 Monaten erreicht werden.
Schlussfolgerung Die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie treffen vorwiegend die Klinik für Gynäkologie. Durch das Vertrauen in die Sicherheit der universitären Versorgung
und das Serviceangebot, werdende Väter nach Schnelltestung am Geburtsprozess teilhaben zu lassen, konnte eine Fallzunahme in der Geburtshilfe erreicht werden. Die Rückkehr zu präpandemischen
Leistungsniveaus gestaltet sich weiterhin schleppend, während sich der ohnehin weniger betroffene ambulante Sektor zügiger erholt. Der standortbezogene Rückgang der Diagnosen C50 und C56 ist
besorgniserregend und bedarf epidemiologischer Aufarbeitung. Die fallzahlbezogenen Auswirkungen der Pandemie bilden sich gleichsam in den ökonomischen Leistungskennzahlen ab.
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