ZusammenfassungDas ProstSchG von 2017 dient vordergründig Schutzzwecken, muss tatsächlich aber als politisches Konstrukt und darüber hinaus als empirieferne Konzeption
angesehen werden. Ein näherer Blick auf den Vorschriftenkanon offenbart, dass es hintergründig um eine moralische Wertung geht, die SexarbeiterInnen nicht
unterstützt, sondern ihre Tätigkeit mit institutionellen Widerständen versieht. Die in Verkleidung auftretende Zielsetzung ist ein Moralprotektionismus; er
dient nicht den Prostituierten, sondern denen, die sich von Sexarbeit gestört fühlen.
Übersicht: Sexualität ist einerseits ein Handlungsfeld, das für viele Menschen zu den Routinen des Alltags gehört. Andererseits hält das sexuelle Agieren für empirische Erforschungsversuche erhebliche Herausforderungen bereit: Die Komplexität des Sexuellen lässt sich in der theoretischen Rekonstruktion zwangsläufig nur annähernd oder nur über den Umweg individueller Fallbeispiele abbilden. Je größer die Vielfalt der Spielarten, desto verengter ist das Beobachtungsraster. Eine "Geschlechtsakttheorie", die die Ablaufmechanismen sexueller Interaktionen zu erfassen versucht, ist folglich mit dem (nicht nur methodologischen) Problem konfrontiert, wie man Wissen erzeugen kann über das, was Akteure wissen (und umsetzen), wenn sie Sex haben.Schlüsselwörter: Praxistheorie; Sexualsoziologie; Skripttheorie; Sprechakttheorie; Wissenssoziologie Vom Horizont der gegenwärtigen Gesellschaft aus gesehen erweist sich die Suche nach einem Ausgangspunkt, der die Relevanz und Realität sexuellen Handelns sachlich nachvollziehbar macht, als einfach und schwierig zugleich. Sexualität ist ein Bestandteil der alltäglichen Lebenspraxis -das ist das eine. Gesellschaftliches Leben ohne Sex ist lange schon unvorstellbar geworden. Er muss nicht einmal praktiziert werden, um als Wissensinhalt oder Kommunikationsthema präsent zu sein. Sogar Übungen in Askese werden in klarer Abgrenzung zur (und somit in Auseinandersetzung mit) Sexualität vollzogen (vgl. Liebsch 2001: 77 ff.), weil auch alternative Sinnangebote den stabilen und weitgehend unhinterfragten Rang des Sex' in der sozialen Welt anerkennen müssen.Sexualität ist Herausforderung, Rätsel und Verschlusssache -das ist das andere. Die sachliche, zumal die wissenschaftliche Nachforschung erfasst die Praxis des sexuellen Handelns nämlich nicht mit jener Selbstverständ-lichkeit, mit der Sexualität im Alltag durchdacht, besprochen und praktiziert wird. Im Gegenteil: Eine eigentümliche Diskrepanz trennt die Handlungsweisen und Erlebnisformen, die Mensch als erotisch und sexuell verstehen, von den Erkenntnismitteln der Sozialwissenschaften, die darauf aus sind,
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