Zu einem Zeitpunkt, an dem sich die deutsche Soziologie der Nachkriegszeit auf dem Weg ihrer internationalen Orientierung und Schulenbildung befand, entwickelte sich in England das scheinbar von der Soziologie entfernt stehende, heute überwiegend als kulturwissenschaftlich ausgerichtet verstandene Projekt der Cultural Studies. Der von den Cultural Studies vertretene kulturtheoretische Ansatz sollte sich nicht nur als eine Herausforderung für die Soziologie -und hier besonders für die Bestrebungen zu einer Kultursoziologie, die mehr als eine Bindestrichsoziologie sein sollte (vgl. Rehberg 1986, S. 105) -erweisen, sondern auch für die Entwicklung der Kulturwissenschaft richtungweisend sein (vgl. Musner/Wunberg 2002; Böhme et al. 2002).Auch wenn sich die Cultural Studies in ihren Anfängen wenig für die Probleme der traditionellen Soziologie zu interessieren schienen, machte man im Selbstverständnis Stuart Halls am Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham gerade das, was von der britischen Soziologie zu erwarten gewesen wäre (vgl. Hall 1980, ferner Inglis 2007. Eine kritische Analyse der klassengesellschaftlichen Reproduktionsformen unter dem Einfluss massenkultureller Entwicklungen, die zu alltagskulturellen Veränderungen beitrugen, die im wesentlichen ideologiekritisch aufgearbeitet wurden, jedoch zugleich auch Fragen nach Widerstand und Opposition mit einschlossen. Aber nicht nur mit Blick auf diesen, wesentlich noch vom Marxismus -und heute vom Postmarxismus -geprägten Theorierahmen erscheint die hier gestellte Frage nach der Soziologie der Cultural Studies als angebracht. Diese Frage stellt sich gerade auch vor dem Hintergrund von weiteren thematischen Überschneidungen und Gemeinsamkeiten mit der Soziologie, die für die den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel betreffenden Grundfragen -darunter Identität, Kultur, Medien und Macht -aktuell unschwer auszumachen sind.Für die Klärung der Beziehungsfrage zur Soziologie lässt sich an dieser Stelle -wie in vielen weiteren Fragen zur Geschichte und Entwicklung der Cultural Studies auch -einmal mehr auf Raymond Williams verweisen, der Cultural Studies auch unabhängig von den Arbeiten des CCCS in seinen der Kultursoziologie gewidmeten Arbeiten aus den 1980er Jahren unmissverständlich
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.