Ulrich Weisstein deren Niederschlag in den Aphorismen mit der negativen Theologie des späten Chassidismus zu verknüpfen: zu unterschiedlich sind hier die Voraussetzungen (S. iztf.). Hanna Naveh macht nicht recht plausibel, warum der Prozeß-Roman als Allegorie des Schöpfungsmythos zu lesen sei, als Parabel auf Chaos und Ordnung -die Distinktion der beiden Sphären bleibt unklar, die Begrifflichkeit unscharf (S. i8of.). Chris Bezzel gelingt es nicht, Kafkas "negative Dialektik" (auf die schon Adorno verwiesen hat) gegen eine mythologische Deutungsrichtung zu profilieren. Bezzels Plädoyer für eine dialektische Kafka-Lektüre, die von der Trennung zwischen Mythos und Poesie ausgehen muß, verliert sich in einer Vielzahl von Belegen, Assoziationen und Anspielungen, ohne eine stringente Argumentationslinie zu zeichnen. Das ist umso bedauerlicher, als hier eine höchst ehrenwerte Gegenposition zur religiösen Deutung ins Spiel kommt: das Bild des säkularisierten Kafka mit seinen literarischen Zumutungen und Herausforderungen. Walter Müller-Seidel hat es jüngst höchst eindrucksvoll am Beispiel der Strafkolonie in den rechtsgeschichtlichen Kontext der Moderne gerückt und dabei jeder spekulativen Interpretation eine klare Absage erteilt.
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