Der Aufsatz beanrwortet die Frage, ob es eine den Künsten und Wissenschaften ge meinsame Phantasie des Neuen gibt, im Rückgriff auf das Peircesche Konzept der Ab duktion. Die Abduktion wird dabei zum einen als epistemologische "Strategie der Inno vation", zum anderen als "ästhetische Operation" ausgezeichnet, die im Spannungsfeld von Assoziation, Einbildungskraft, Urteilskraft und Witz steht. The essay aims at answering the question whether arts and sciences are backed by an unique Phantasy o(Invention by referring to the peircean concept of abductive in ference. Abductive inference is going to be highlightend as an epistemologie "strategy of innovation" as weil as an "esthetic operation" defined by the interaction of association, imagination, power of judgement and wir. 593 592 Uwe Wirrh I. Das Neue hat in der Geschichte der Erkenntnis-und Wissenschaftstheorie seine eigenen Schlüsselworte. Begriffe wie "Entdeckung", "Erfindung", "Ein fall" prägen den auf Invention und Innovation zielenden Duktus einer Episte mologie, der es um die Frage geht, auf welchem Wege wir zu neuem Wissen über die Welt gelangen können. Dabei steht die seit Descartes, Hume und Kant systematisch vorangetriebene Reflexion auf die Methoden und Prozeduren des Wissenserwerbs immer wieder vor dem Problem, dem Neuen in Form des "re volutionären Erkenntnissprungs" oder der "kühnen Antizipation" zwar eine zentrale epistemologische Rolle zuzuweisen, aber die Untersuchung der beim Entstehen neuer Erkenntnis involvierten Prozesse dezidiert auszuklammern. Es ist ein epistemologischer Gemeinplatz, daß das Neue, also die "Entdek kung", die "Erfindung", der "Einfall", nicht plan bar ist. Schon in Lichtenbergs Aphorismen heißt es: "Alle Erfindungen gehören dem Zufall an, die eine näher, die andere weiter vom Ende, sonst könnten sich vernünftige Leute hinsetzen und Erfindungen machen, so wie man Briefe schreibt".6 Die gleiche Auffassung vertritt die Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts. So schreibt Popper in seiner Logik der Forschung, daß es "eine logische, rational nachkonstruierbare Methode, etwas Neues zu entdecken, nicht gibt".7 Deshalb fordert er, daß wir "scharf zwischen dem Zustandekommen des Einfalls und den Methoden und Ergebnissen seiner logischen Diskussion unterscheiden". 8 Auch Einstein ist wie Popper der Meinung, daß es zum Entdecken des Neuen keinen logischen Weg gebe, "sondern nur die auf Einfühlung in die Erfahrung sich stützende Intui tion".9 Da dieses "irrationale Moment" der "schöpferischen Intuition" metho disch nicht planbar ist, kann es nicht Gegenstand der "Logik der Forschung" sein. Dabei bezieht sich Popper auf Bergsons Intuitionsbegriff, der in seinen Vorlesungen La Pensee et le Mouvant zwei Arten von "intuitiver Klarheit" ("clarte intuitive") des "unmittelbaren Bewußtseins" unterscheidet. Die erste Form der Klarheit gründet nach Bergson darin, daß unser Verstand im Neuen nur Altgewohntes findet und sich daher in bekannten Gefilden bewegt: "Une idee neuve peut etre claire parce qu'elle nous presente, simplement arrangees dan...
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