Zwischen Biologisierung des Sozialen und neuer Biosozialität: Dynamiken der biopolitischen GrenzüberschreitungDer Beitrag beschäftigt sich mit aktuellen Entwicklungen im Feld der Biopolitik, die das Verhältnis von Medizin, Gesellschaft und Individuum grundlegend verändern könnten. In der sozialwissenschaftlichen Debatte werden diese Entwicklungen äußerst kontrovers beurteilt, unausgesprochen wird dabei aber eine mehr oder weniger homogene Entwicklungstendenz des biopolitischen Feldes zugrunde gelegt, die entweder als Biologisierung und Naturalisierung des Sozialen oder als Herausbildung neuer Biosozialitäten und Gewinn an individueller Selbstbestimmung gedeutet wird. Aus dem Blick gerät dabei die Tatsache, dass man es dabei mit teilweise sehr unterschiedlichen Dynamiken zu tun hat. Um diese Differenziertheit und Vielschichtigkeit sichtbar zu machen, möchte unser Beitrag anhand von vier biopolitischen Dynamiken der Ausweitung medizinischer Diagnostik, der Entgrenzung medizinischer Therapie, der Entzeitlichung von Krankheit sowie der Perfektionierung der menschlichen Natur nachzeichnen, wie sowohl etablierte Vorstellungen von der menschlichen Natur als auch eingespielte Grenzziehungen zwischen Krankheit und Gesundheit, Heilung und Optimierung infrage gestellt werden oder sich sogar aufzulösen drohen. Abschließend werden einige Schlussfolgerungen, insbesondere hinsichtlich der Frage nach der möglichen Biologisierung des Sozialen sowie nach den Grenzen biopolitischer Entgrenzungen, gezogen.
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