Wie wirkt sich das Schreiben kürzerer Texte in interaktionsorienterter Online-Kommunikation langfristig auf das Schreiben und die Qualität monologischer Texte aus? Auf diese Frage geht der Beitrag ein und präsentiert dazu empirische Daten aus einer Korpus-Vergleichsstudie, in der die Verwendung ausgewählter Konnektoren in einem Facebook-Korpus quantitativ und qualitativ analysiert und mit der Verwendung in dialogischen Texten von Wikipedia-Diskussionsseiten einerseits und in monologischen Texten wie Zeitungskommentaren und Schülertexten anderseits verglichen wurde. Die Analysen fokussieren darauf, wie Konnektoren in Online-Texten eingesetzt werden, ob sich spezifische Online-Verwendungen etablieren und ob "Spuren" typischer Online-Verwendungen auch in normgebundener Umgebung nachweisbar sind.
EinleitungSchreibprodukte in sozialen Netzwerken entsprechen nicht immer den normativen Erwartungen, die man an redigierte Texte in der Presse, der Wissenschaft oder der Belletristik heranträgt. Ob und wie sich vernetztes, multimodales und dialogisches Kommunizieren einerseits und schreibproduktorientiertes, monologisches Formulieren andererseits wechselseitig beeinflussen und inwiefern sich das auf unsere Normerwartungen auswirkt, ist eine häufig gestellte Frage, die bislang für das Deutsche kaum empirisch beantwortet ist (vgl. u.a. Storrer 2017). Dabei interessiert nicht nur die Frage, wie sich das Online-Kommunizieren langfristig auf unsere Schriftsprache im Allgemeinen, sondern insbesondere, wie es sich auf die Qualität von Texten der Digital Natives auswirken wird.Im öffentlichen Diskurs wird das Thema nicht selten im Zusammenhang mit dem Begriff des Sprachverfalls diskutiert (vgl. Dürscheid/Frick 2016). Medien titeln etwa "Diagnose Sprachverfall. Wer spricht noch korrektes Deutsch?" (Deutsch-