Zusammenfassung
Ziel der Studie Ziel dieser Studie war es, die Empfehlungen eines etablierten ABS-Teams während der wöchentlichen Routinevisiten zu evaluieren sowie ihre Umsetzungsrate und die Gründe der Nichtumsetzung zu untersuchen.
Methodik Die Visiten eines multiprofessionellen ABS-Teams (Infektiologie, Mikrobiologie, Apotheke und Krankenhaushygiene) wurden über 8 Wochen auf 9 intensivmedizinischen und peripheren Stationen eines Universitätsklinikums (1451 Betten) begleitet. Die Empfehlungen des ABS-Teams wurden prospektiv analysiert und bei fehlender Umsetzung Gründe standardisiert von den behandelnden Ärzten erfragt.
Ergebnisse Während des Beobachtungszeitraums fanden bei 262 Patienten 359 ABS-Visiten statt. Im Median nahmen 4 Ärzte und 1 Apotheker (Q25/Q75: 4/6) an den ABS-Visiten teil. Bei 177/359 (49%) ABS-Visiten erfolgte mindestens eine Empfehlung zur Antiinfektivatherapie. Insgesamt wurden 210 Empfehlungen ausgesprochen. Am häufigsten waren mit 38% (80/210) Empfehlungen zur Einhaltung der festgesetzten Therapiedauer. Je mehr unterschiedliche Berufsgruppen an der ABS-Visite teilnahmen, je eher wurde eine Empfehlung ausgesprochen (p=0,016; Odds Ratio=1,018 (1,003–1,033)). 62/210 (30%) der Empfehlungen des ABS-Teams wurden vom behandelnden Arzt nicht umgesetzt. Als häufigster Grund wurde mit 32% (20/62) eine bewusst von der Empfehlung abweichende Therapieentscheidung angegeben.
Schlussfolgerung Die hohe Empfehlungsrate von knapp 50% zeigt den Bedarf an Therapieoptimierung durch ABS-Teams in der Routine. Je multiprofessioneller diese besetzt sind, desto häufiger werden auch Empfehlungen ausgesprochen. Gründe für die fehlende Umsetzung von Empfehlungen sollten kritisch hinterfragt werden – sowohl seitens des ABS-Teams als auch seitens der behandelnden Ärzte auf Station.