Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Die Überwachung capriner Neonaten ist von
großer Bedeutung, um Verluste an wertvollem Nachzuchtpotenzial zu
minimieren. Sie erfordert neben Erfahrung und ethologischen Kenntnissen klinisch
relevante Grundwerte für die Vitalitätsbeurteilung. Ziel der
Studie war deshalb, bei gesunden Ziegenlämmern entsprechende
Basisparameter zu registrieren.
Material und Methoden Aufnahme in die Untersuchung fanden 46 gesunde,
vital geborene Lämmer von 28 Mutterziegen der Rassen Weiße
Deutsche Edelziege (WDE, n=15), Burenziege (n=7) und
Toggenburger Ziege (n=6). Die 3 Probandengruppen umfassten 26 WDE-, 9
Burenziegen- und 11 Toggenburger-Ziegenlämmer. Von der Geburt an standen
sie unter intensiver tierärztlicher Kontrolle. Die Messung der
Vitalparameter Atem- und Herzfrequenz sowie rektale Temperatur erfolgte
unmittelbar p.n.; 3., 12., 24. h p.n.; 2., 3., 5., 7., 9., 14., 21. und 28. d
p.n. Ermittelt wurden ferner die Scheitel-Steiß-Länge (SSL), das
Geburtsgewicht und die Gewichtsentwicklung bis zum 28. d p.n. Die statistische
Auswertung der Daten erfolgte mittels BMDP/Dynamic Release 7.0 und
zweifaktorieller Varianzanalyse.
Ergebnisse Die Vitalparameter zeigten in den ersten 4 Wochen p.n. einen
typischen Verlauf mit einem deutlichen Rückgang der Werte ab dem 5. d.
p.n. Die Zeit wie auch die Rasse hatten signifikanten Einfluss auf die
Entwicklung der jeweiligen Profile (Kovararianzanalyse; p<0,001).
Für die SSL und das Geburtsgewicht bestand eine lineare Korrelation
(y=0,0037 ×28969; r-Wert 0,7805). Die tägliche
Gewichtszunahme verlief unabhängig von der Rasse und der
Ernährungsform. Dagegen bestand eine signifikante Abhängigkeit
zwischen Geburtstyp (Einlings- oder Mehrlingsgeburt) und Gewichtszunahme mit
p<0,01 sowie zwischen Geburtsgewicht und Geschlecht
(p<0,05).
Schlussfolgerung Die dargestellten typischen, rasseabhängigen
postnatalen Veränderungen der Vitalparameter bei Ziegenlämmern
im Zeitraum 0–28 Tage p.n. ermöglichen in der Bestandsbetreuung
anhand der physiologischen Wertetabellen eine spezifischere Differenzierung
zwischen klinisch gesunden und auffälligen Individuen. Die
alterskorrelierte Gewichtszunahme dient als weiterer Evaluierungsparameter.