Im März 2005 erzwangen institutionelle Investoren die Rücknahme des Übernahmeangebots der Deutschen Börse AG an die London Stock Exchange und später den Rücktritt des Vorstandvorsitzenden und des Aufsichtsrats des Unternehmens. An diesem Vorgang lässt sich exemplarisch die Veränderung der Aktiengesellschaften in Deutschland von Insidersystemen zu Systemen mit Insidern und Outsidern und der damit zusammenhängende Wandel ihrer Corporate Governance aufzeigen. Im Konflikt zwischen den "Principals" und "Agents" der Deutschen Börse AG wird erstens die "Hybridisierung" verschiedener Governance-Systeme deutlich. Entgegen den Annahmen einer "Pfadabhängigkeit" oder einer Konvergenz der verschiedenen Kapitalismusvarianten hin zum US-Modell des marktbasierten Kapitalismus deutet der Konflikt um die Deutsche Börse AG auf einen Wandel, bei dem gleichzeitig Pfadabhängig-keiten und Konvergenzen zu beobachten sind. Zweitens wird deutlich, dass eine Marktöffnung der Unternehmen nicht zwingend zu einer stärkeren Marktsteuerung führt, sondern dass durch diesen Prozess vielmehr neue Optionen der unternehmenspolitischen Steuerung evoziert werden.