Das Review behandelt die Kristallchemie der Oxorhenate. Im Gegensatz zur Kristallchemie der kürzlich diskutierten Oxorhodate tritt Rhenium in vielfältiger Koordination auf. Zu nennen sind quadratisch planare Polygone, trigonale Bipyramiden, Tetraeder und Oktaeder. Ausgehend von den Oxiden ReO2, Re2O7, Re1,16O3, Re3O10 and ReO3 wird gezeigt, daß Oxorhenate zueinander isolierte Tetraeder, Oktaeder, Re2O10‐ und Re2O9‐Baugruppen aufweisen. Die Polyeder von Sauerstoff um Rhenium treten isoliert zueinander auf oder bilden eindimensionale Ketten, zweidimensionale Netze und dreidimensionale Gerüststrukturen. Rhenium adaptiert die Kristallstrukturen der Perowskite, des Fluorits, des Pyrochlors, Rutils und der Stapelvarianten der Perowskite. Spezielle Eigenschaften weisen die Quecksilber‐Oxorhenate (HgReO4, Hg2ReO5, Hg5Re2O10) mit – Hg+‐Hg+ – Gruppen und die Selten Erdmetall‐Oxorhenate (Ln2ReO5, Ln3Re2O9, Ln5Re2O12) mit deutlichen Re‐Re – Wechselwirkungen auf.
PbRe2O8 und BiReO4 sind bemerkenswert mit Blick auf einseitig offene Polyeder, die durch lone pair – Aktivität am Pb2+ und Bi3+ hervorgerufen werden. Die Lagen der lone pair (e2−–Punktladung) werden durch Berechnungen des Madelunganteils der Gitterenergie ermittelt.