Zusammenfassung
Ziel Sowohl Über- als auch Unterernährung spielen für die Prognose von
Patienten mit Leberkrankheiten eine bedeutende Rolle. Bei chronischer
Leberkrankheit besteht häufig eine Mangelernährung mit gestörter
Körperzusammensetzung, allerdings zeigt sich in den letzten Jahren ein Wandel
des klinischen Spektrums mit Zunahme von Adipositas und sarkopener Adipositas.
In der klinischen Praxis wird das Potenzial der Ernährungstherapie als
metabolisches Management einer Leberkrankheit oft unterschätzt und nicht
ausgeschöpft. Mit der Aktualisierung dieser Leitlinie sollen umfassende aktuelle
und evidenzbasierte Empfehlungen für die Ernährungstherapie von Patienten mit
Lebererkrankungen gegeben werden.
Methoden Frühere Leitlinien der Deutschen und der Europäischen
Gesellschaften für Ernährungsmedizin (DGEM, ESPEN) zur Ernährung von Patienten
mit Lebererkrankungen wurden entsprechend den Prinzipien der AWMF
(Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)
und ÄZQ (Ärztliche Zentralstelle für Qualitätssicherung) aktualisiert und
vollständig überarbeitet und erweitert.
Ergebnisse Die vorliegende Leitlinie umfasst 110 im
Konsentierungsverfahren ermittelte Aussagen und Empfehlungen zum
ernährungsmedizinischen metabolischen Management leberkranker Patienten im
Hinblick auf pathophysiologische Grundlagen, Indikationsstellung und
Durchführung einer Ernährungstherapie sowie ihrer Ergebnisse. Empfehlungen
werden für die Krankheitsbilder akutes Leberversagen (ALV), alkoholassoziierte
Lebererkrankung (ALD), metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettleberkrankheit
(MASLD), Leberzirrhose (LZ), Lebertransplantation und Operation sowie
ernährungsbedingte Leberschädigung (NALI) gegeben.
Schlussfolgerung Bei Patienten mit chronischer Lebererkrankung liegt
häufig ein prognostisch ungünstiger metabolischer Status vor mit gestörter
Körperzusammensetzung und Mangelernährung oder Adipositas; diese Patientengruppe
profitiert von einem evidenzbasierten ernährungsmedizinischen metabolischen
Management. Bei Patienten mit akutem Leberversagen ist die Datenlage wesentlich
unsicherer, da nur wenige Studiendaten für diese schwere, aber seltene
Erkrankung vorliegen.