Revolutionen im Bauen, wie sie um das Jahr 1900 der Stahlbeton und Mitte des letzten Jahrhunderts der Spannbeton ausgelöst haben, verspricht Infraleichtbeton (engl.: Infra-Lightweight Concrete, ILC), sicher nicht. Infraleichte Betone sind aber so leicht und damit wärmedämmend, dass Sichtbetonbauten hergestellt werden können, die die heutigen bauphysikalischen Anforderungen erfüllen, ohne dass zusätzliches Dämmmaterial nötig wird. Solche Bauten mit Außenwänden aus praktisch nur einem mineralischen Werkstoff -tragender Wärmedämmung -erlauben freiere Gestaltung, weil sich die baukonstruktiven Details drastisch vereinfachen. Sie bieten wegen des porösen Materials ein angenehmes Raumklima, und sie sind am Ende ihrer Lebenszeit wiederverwendbar, weil sie nicht unlösbar mit anderen Werkstoffen verklebt sind. Das 2007 [1] in Berlin gebaute Einfamilienhaus (EFH) mit ILC-Außenwänden (Bild 1) zeigt zudem, dass der leichte Werkstoff der Witterung bestens widersteht. Infraleichtbeton erreicht heute zielsicher mittlere Druckfestigkeiten von bis zu f lcm = 13 MPa [2], was nach den Konformitätskriterien einem LC8/9 entspricht und mehrstöckige Gebäude ermöglicht. Im Rahmen eines aktuellen Projekts der TU Berlin wird derzeit an Prüfwänden (Bild 3) einer verbesserten Rezeptur mit bis zu 18 MPa mittlerer Würfeldruckfestigkeit bei einer Trockenrohdichte von 800 kg/m 3 geforscht. Gleichzeitig lassen sich je nach Festigkeit Werte der Wärmeleitfähigkeit zwischen l 10°,tr = 0,14 und 0,19 W/(m · K) erreichen, womit sich die Energieeinsparverordnung (EnEV) [3] für ein Gebäude mit ca. 50 bis 60 cm Wandstärke über den "Gebäudenachweis" einhalten lässt. Zukünftigen, noch strengeren Anforderungen kann mit Wandaktivierungen (vgl. Abschn. 2.2.1) begegnet werden. Was die Kosten angeht, ist es schwer, klare Angaben zu machen. In Berlin ist Infraleichtbeton als "Beton nach Eigenschaften" (z. B. Vorgabe der Druckfestigkeitsklasse) etwa dreimal teurer als Normalbeton. Etwas höher liegt der Preis bei einem "Beton nach Zusammensetzung" (Rezepturvorgaben) mit etwa dem Vier-bis Fünffachen. Die höheren Kosten entstehen wegen teuren Hochleistungs-Bild 1 Einfamilienhaus aus Infraleichtbeton in Berlin-Pankow (2007) Detached house of Infra-Lightweight Concrete in Berlin-Pankow (2007) 5 Konstruktive Durchbildung Infraleichtbeton, werkstoffgerecht eingesetzt, vereinfacht die konstruktive Durchbildung vieler Bereiche des Tragwerks. Dem Architekten eröffnen sich neue Wege im Sichtbetonbau. Zusammen mit Prof. Regine Leibinger Bild 7 Dehnungen, Spannungen und innere Kräfte im Riss eines biegebeanspruchten ILC-Balkens Strains, stresses, and internal forces in cracked section of an ILC-beam subjected to flexure Bild 8 Berechnungsdiagramm für ILC-Balken [2] Calculation diagram for ILC-beams [2] Bild 9 Anschluss Decke-Wand-Balkon (Skizze und Demonstrator) ohne thermische Trennung [22] Connection slap-wall-balcony (drawing and mock-up) without thermal separation [22]