ZusammenfassungVerstärken massenmediale Wissensquellen über Muslim*innen antimuslimische Einstellungsmuster, wenn zwischen Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen keine Kontakte bestehen? Eine Reihe von empirischen Beobachtungen deutet stark darauf hin. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Meinungsumfragen gezeigt, dass Stereotype über den Islam und abwertende Haltungen gegenüber Muslim*innen in Deutschland verbreitet sind. Direkte Erfahrungen liegen diesen Einstellungen selten zugrunde. Die meisten Bürger*innen haben keinen Kontakt zu Muslim*innen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis und beziehen ihr Wissen über Muslim*innen aus den Massenmedien. Inhaltsanalytische Studien, die die in den Massenmedien üblichen Frames über den Islam und seine Anhänger*innen untersuchen, sind sich ebenfalls einig, dass negative Darstellungen überwiegen. Aus der Perspektive der parasozialen Kontakthypothese haben solche medialen Begegnungen und insbesondere die audio-visuelle Natur des Fernsehens einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wahrnehmung von gesellschaftlichen Minderheiten. Die Theorie geht davon aus, dass die vorurteilsfördernde Wirkung parasozialer Kontakte stärker ist, wenn im realen Leben der Menschen keine Beziehungen zu den betreffenden Minderheiten bestehen. Die vorliegende Studie plausibilisiert diese Annahmen auf der Basis einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2014. Der Effekt parasozialer Begegnungen auf muslim*innenfeindliche Einstellungsmuster wird durch reale Intergruppenkontakte mit Muslim*innen moderiert bzw. abgefedert. Sie verhindern, dass sich massenmedial geschürte Zerrbilder ausbreiten und verfestigen.