Die zytologische Untersuchung des Sputums ermöglicht die Diagnose eines Bronchialkarzinoms an morphologischem Material, das schmerzlos ohne operativen Eingriff fast beliebig häufig zu gewinnen ist, was für Arzt und Patient eine große Erleichterung bedeutet. Der zytologische Befund stützt sich dabei keineswegs auf den viel zitierten Nachweis einer einzelnen Krebszelle; er beruht vielmehr auf der Beobachtung mehrerer, exakt definierter morphologischer Zell-und Zellkernveränderungen, deren gehäuftes Zusammentreffen in einer Vielzahl von Zellen den Zytologen erst zur positiven Diagnose veranlaßt. Ein auf Tumorzellen zutreffendes, charakteristisches morphologisches Merkmal gibt es allerdings nicht (BORST 1934). Dies ist aber kein grundsätzlicher Einwand gegen die Zytologie als diagnostische Methode. Die Atypie einer Zelle manifestiert sich nicht in einer einzelnen morphologischen Eigenschaft, sondern ihre Erkennung beruht auf der Beurteilung des Ausmaßes ihrer Abweichung von der Norm. Solange wir noch nicht über schnellarbeitende automatische Verfahren verfügen, die eine objektive, d. h. messende Registrierung dieser Abweichungen erlauben, wird die zytologische Krebsdiagnose in ihrer Treffsicherheit allein von der Erfahrung des jeweiligen Zytologen bestimmt (HAIN und ENGEL). Die Frage nach der Zuverlässigkeit eines zytologischen Befundes wird daher vorerst nicht verstummen und ist auch mit Literaturhinweisen nicht befriedigend zu beantworten. In der Praxis gehört die zytologische Sputumuntersuchung trotz der vielen positiven Urteile über ihre Leistungsfähigkeit noch nicht zu den obligatorischen diagnostischen Maßnahmen bei der Früherfassung des Bronchialkarzinoms, obwohl sie doch eine leicht zu handhabende Methode darstellt (KUTSCHERA).Diese reservierte Einstellung gegenüber der Zytologie hat folgende triftige Gründe: den Mangel an ausgebildeten Zytologen, die große Zahl und Kosten der erforderlichen Einsendungen (HAIN U. ENGEL), die Unverbindlicheit der zytologischen Diagnose und die Fehldiagnose.Der Mangel an ausgebildeten Zytologen ist eine Tatsache. Schwerwiegender ist der Zeitverlust und der Arbeitsaufwand, der durch die große Zahl der für eine abschließende zytologische Diagnose erforderlichen Sputumeinsendungen entsteht. In einer größeren statistischen Untersuchung haben RÜSSEL U. Mitarb. (1964) gezeigt, daß erst nach 10 Sputumeinsendungen eine ausreichende Treffsicherheit von 74% erreicht wird. MORA WETZ U. SCHNETZ (1963) sowie GRUNZE (1966) halten immerhin 5 bis 6 Einsendungen für notwendig. Das bedeutet aber, daß erst nach etwa 10 Tagen eine abschließende Diagnose vorliegt. Da von jeder EinMit Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft 22* Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.