Zusammenfassung
Hintergrund
In der chirurgischen Augenheilkunde existieren in der Regel kurze Operationszeiten und somit viele Wechsel zwischen den einzelnen Operationen, die keiner spezifischen Vergütung unterliegen. Da in Kliniken der Maximalversorgung konsekutiv häufig unterschiedliche Operationen mit variabler Dauer durchgeführt werden, Notfalloperationen eingeschoben werden müssen und Weiterbildung von Kolleginnen und Kollegen praktiziert wird, ist es besonders wichtig, möglichst kurze Überleitungszeiten zu generieren, um sowohl ausreichend Operationszeit zu haben als auch möglichst viele Fälle behandeln zu können. Ziel dieser Arbeit ist es, die Effizienz der Operationsleistung einer Universitäts-Augenklinik zu evaluieren.
Patienten und Methodik
Die im Jahr 2021 durchgeführten Operationen der MHH-Augenklinik wurden hinsichtlich Spektrum, Anzahl, OP-Dauern, Wechselzeiten und Prozesszeiten evaluiert. Personell war jeder OP-Saal mit einer Assistenzärztin oder einem Assistenzarzt der Anästhesie, einer Anästhesiepflege, 2 OP-Pflegenden, einem Operateur und 20 % anästhesiologisch oberärztlicher Supervision ausgestattet. Auf Basis eines theoretischen Konzepts, welches einen erhöhten Personalschlüssel bei gleichbleibender Infrastruktur vorsieht, wurde berechnet, wie viele Operationen mehr durchgeführt werden können, wenn die Überleitungszeit halbiert wird, und ob der finanzielle Mehraufwand dabei kompensiert werden kann.
Ergebnisse
Bei insgesamt n = 2712 während regulärer Dienstzeiten (244 Arbeitstage) in 2 OP-Sälen durchgeführten Operationen (durchschnittlich täglich n = 11,1; wöchentlich n = 53,6 und monatlich n = 237,1) betrug die durchschnittliche OP-Dauer 37 min und die Überleitungszeit 43 min. Die Operationssäle wurden damit nur zu 51 % der Gesamtbetriebszeit durch chirurgische Arbeiten ausgelastet. Hauptprozeduren waren mit n = 1350 die Vitrektomien und mit n = 1308 Kataraktoperationen. Das angepasste Personalkonzept sah pro OP-Saal eine zusätzliche OP-Pflegekraft sowie für beide OP-Säle insgesamt eine zusätzliche Ärztin oder einen Arzt der Anästhesie vor; die Zusatzkosten für diesen Personalaufwand berechneten sich auf ca. 300.000 € pro Jahr. Die Halbierung der Überleitungszeit von 43 min auf 21 min durch dann mögliche überlappende Einleitung und paralleles Arbeiten, was bis dato nicht möglich ist, ergibt pro OP-Saal eine zusätzliche OP-Zeit von 100 min, sodass mindestens vier OPs zusätzlich durchgeführt werden können. Bei stringenter Durchführung und gleichen räumlichen Strukturen mit stabilen Fixkosten könnten somit n = 976 OPs pro Jahr mehr durchgeführt werden. Abzüglich der angepassten Personalkosten, der zusätzlichen Materialkosten für OP und Anästhesie von 557.042 € und den stationären Hotelleriekosten von 600.663 € bei durchschnittlichen Liegezeiten von 2,8 Tagen würde ein Mehrerlös von etwa Faktor 2,4 der zusätzlichen Personalkosten erzielt werden. Berücksichtigt werden in dieser Kalkulation die derzeitige Fallpauschale von 3739,40 € und ein durchschnittlicher Casemix-Index der Augenklinik von 0,649 (Gesamtmehrerlös 2.155.449 €; Deckungsbeitrag II 701.389 €) für das betrachtete chirurgische Patientenkollektiv im Jahr 2021.
Schlussfolgerungen
Eine Erhöhung des Personalaufwands im OP-Saal für chirurgische Fächer wie der Augenheilkunde mit kurzen Eingriffen und vielen Wechseln lohnt sich betriebswirtschaftlich auch für ein Universitätsklinikum, um überlappende Überleitungen durch Anästhesie und OP-Pflege zu ermöglichen und zu optimieren. Dieses sollte daher auch entgegen standardisierter Personalbestückungen der OP-Säle erwogen werden, um vorhandene Ressourcen mit ihren Fixkosten möglichst optimal zu nutzen.