In recent years the generation of German children born in the 1930s and 1940s have begun to speak publicly about their experiences during World War II, breaking their decades‐long silence apparently for the first time. Publications such as Sabine Bode's Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen established a narrative of long‐term trauma, repression of memory, and an opportunity for release in the new, empathetic, post‐unification context. While their memories were afforded a privileged and prominent status, the ‘Kriegskinder’ arguably became symbolic of German wartime victimhood. This article examines a collection of texts which pose a challenge to the portrayal of the former war children as icons of German suffering in post‐unification discourse. The 1996 volume ‘Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab’: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946, compiled by Annett Gröschner, contains essays written in 1946 by schoolchildren living in East Berlin about their experiences in wartime and during post‐war reconstruction. Using these essays, this article considers the young authors’ self‐presentation as war children, accounts of their status as agents within the war, and the narrative agency they exercise in communicating their stories.
In den letzten Jahren haben Angehörige der deutschen Kriegskindergeneration ihr jahrzehntelanges Schweigen gebrochen, indem sie sich anscheinend zum ersten Mal öffentlich über ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg geäußert haben. Erzählt wird in vielen Veröffentlichungen, wie z. B. Sabine Bodes Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen, von langfristigen Traumata, von der Verdrängung der Erinnerung und der Chance, das Angestaute in der neuen, einfühlsameren Nachwendezeit zu thematisieren. Solchen Erinnerungen wurde ein privilegierter und prominenter Status gewährt, und aus den Kriegskindern wurde gleichzeitig ein Symbol für deutsche Kriegsopfer. Dieser Artikel untersucht eine Sammlung von Texten, die die übliche Schilderung der Kriegskinder als Ikonen deutschen Leidens im Nachwendediskurs in Frage stellen. Der von Annett Gröschner 1996 ausgewählte und eingeleitete Band ‘Ich schlug meiner Mutter die brennenden Funken ab’: Berliner Schulaufsätze aus dem Jahr 1946 enthält Aufsätze, die 1946 von Ostberliner Schulkindern über ihre Erfahrungen während des Krieges und der Wiederaufbauphase geschrieben wurden. Durch eine Analyse dieser Aufsätze betrachtet der vorliegende Artikel die Selbstdarstellung der jungen Schreibenden als Kriegskinder, ihre Selbstbeschreibung als Handelnde im Krieg, und ihre narrative Tätigkeit als Autoren ihrer Erlebnisse.