Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) lässt ökologische, ökonomische und soziale Zielsetzungen ineinandergreifen, indem sie die 17 Nachhaltigkeitsziele der „Agenda 2030“ zugrunde legt. Die sozialen Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung sind der Schwerpunkt dieses Beitrages, indem das 10. Nachhaltigkeitsziel (SDG 10) „Weniger Ungleichheiten“ in den Fokus gerückt wird. Dieses Ziel bündelt die Herausforderungen für religiöse Bildung in spezifischer Weise, weil Ungleichheiten zum einen eine fachübergreifende strukturelle Herausforderung aller Bildungskontexte darstellt, zugleich jedoch Gegenstand des fachbezogenen Diskurses religiöser Bildung ist. Dies lässt ein Aushandeln von fachspezifischen und überfachlichen Aspekten virulent werden.
Für die Religionspädagogik ist das Thema Ungleichheiten fachdidaktisch auf mehreren Ebenen relevant: Erstens benennt BNE es als ein Ziel, Ungleichheiten zu reduzieren. Zweitens tangiert das Thema interdisziplinär weitere Felder des Bildungsdiskurses wie Inklusion, Chancengerechtigkeit und Partizipation. Drittens wird das Thema in der Religionspädagogik insbesondere in Debatten um Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit ausdifferenziert. Um „Weniger Ungleichheiten“ als Nachhaltigkeitsziel im Kontext von religiöser BNE zu verorten, spielen Auseinandersetzungen der christlichen Sozialethik, Anthropologie und Christologie eine besondere Rolle. Im Horizont von Gerechtigkeitsfragen und Fragen der gerechten strukturellen Gestaltung von Bildung liegt das Potenzial einer inhaltlichen Sensibilisierung und Kritikfähigkeit. Kritikfähigkeit ist eine zentrale Prämisse, damit religiöse Bildung, als emanzipatorische Bildung, Ungleichheiten reflektieren und bearbeiten kann.