Die Nürnberger Prozesse

Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt

“…15 In der "Normalitätsdiskussion" fehlt noch ein Anschluss an die Debatte über die Einstufung "verbrecherischer Organisationen" in den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher. Hier wurden bekanntlich die SS, der SD, die Gestapo sowie der Führungskreis der NSDAP als "verbrecherische Organisationen" eingestuft, die Ordnungspolizei und die Wehrmacht jedoch nicht (siehe dazu Heigl 2001;Steinbach 1999; für einen kurzen Überblick Weinke 2006). Eine vorbildlich gearbeitete Studie zu organisationalen Kontinuitäten hat Knöbl (1995) für die Polizei in Preußen, England und Amerika vorgelegt, aber leider nur bis 1914.…”

Die Behandlung des Holocaust im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und die Wahrnehmung in der deutschen Nachkriegsöffentlichkeit

“…Diese Einstellung zum Prozess änderte sich allerdings in den Folgejahren. Waren 1946 noch 78 Prozent der befragten Deutschen der Meinung gewesen, der Prozess sei fair verlaufen, so wurde diese Ansicht 1950 nur mehr von 38 Prozent vertreten 72. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren standen für die Deutschen andere Dinge als die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit im Vordergrund.…”