Die Ureinwohner Chiles, die Mapuche, haben seit Langem die Blattdroge von Peumus boldus Molina (Monimiaceae), die Boldoblätter, therapeutisch eingesetzt, ursprünglich offenbar hauptsächlich zur Rheumabehandlung (39). Auf sie geht wohl auch die botanische Bezeichnung der Gattung und Art dieser Arzneipflanze zurück (Kasten S. 44). Im Süden Chiles wurden fossile Boldoblätter mit Abdrücken von humanen Zähnen gefunden, die bis ca. 13 000 Jahre alt sind (39) und somit eine sehr lange Anwendung belegen. Ab 1867 kamen Boldoblätter nach Frankreich und wurden dort zuerst untersucht (14). Nach und nach fanden Boldoblätter Eingang in verschiedene Arzneibücher: So ist die Droge heute mit Monografien im Europäischen Arzneibuch und im Homöopathischen Arzneibuch vertreten, im Europäischen Arzneibuch zusätzlich mit einer Monografie für mit Wasser oder Wasser-Ethanol-Mischungen hergestellte Trockenextrakte. Derzeit sind nur die Teedroge und aus Boldoblättern hergestellte homöopathische Zubereitungen in Deutschland auf dem Markt. In diesem Übersichtsartikel wird der Kenntnisstand über Boldoblätter zusammenfassend dargestellt.
Botanische BeschreibungDer Boldostrauch ist beheimatet im zentralen und südlichen Chile zwischen 33° und 39° südlicher Breite. Im nördlichen Verbreitungsgebiet liegt eine warme und semiaride Zone (Limari-Region), während das südliche Verbreitungsgebiet (Osorno-Gebiet) kühler und regnerisch ist (5, 39). Boldosträucher sind im Verbreitungsgebiet bis in 1200 m Höhe anzutreffen (31). P. boldus erreicht üblicherweise Höhen von 3-6 m; auffallend sind die schlanken Äste und Zweige sowie die hellbraune Rinde (17). Die gegenständigen Blätter sind kurzgestielt, länglich-elliptisch, 2,5-7 cm lang und 2-4 cm breit, an der Spitze stumpf und abgerundet, ganzrandig (Abb. 1) und meistens etwas nach der Unterseite zusammengerollt. Die Blätter sind lederartig, besonders auf der Unterseite treten die Mittelnerven und die Hauptadern netzförmig hervor; auf der Blattoberseite sind helle Höckerchen deutlich sichtbar (Abb. 2). P. boldus ist diözisch. Die Blüten (Abb. 3) stehen achselständig oder selten in terminalen zymösen Infloreszenzen (5-12 Einzelblüten) und treten das ganze Jahr über auf. Die männlichen Blüten haben einen Durchmesser von 12 mm und sind ca. 4-8 mm gestielt, der Kelch ist glockenförmig und fünfteilig, die Korolle besteht aus 7-9 Kronblättern. Die 25-40 Staubblätter stehen in 5-6 Kreisen. Die weiblichen Blüten sind etwas kleiner als die männlichen; auffallend sind die Stamino-