Zusammenfassung
Ziel Im Rahmen einer Qualitätsanalyse wurden von 2012 bis 2017 insgesamt 1074 konsekutive Einzelschwangerschaften mit Gestationsdiabetes als prospektive Kohortenstudie evaluiert. Ziele der Studie waren die Beschreibung des Therapieverlaufs aller Fälle und der Vergleich unserer Ergebnisdaten (Mütter N = 545, Neugeborene N = 552) mit der geburtshilflichen deutschen Hintergrundpopulation von 4,3 Mill. Fällen des gleichen Zeitraums sowie die Rate an Störungen des Glukosestoffwechsels der Mütter postpartal.
Patientinnen und Methoden Die Diagnose des Gestationsdiabetes wurde nach den IADPSG/WHO-2013-Kriterien gestellt. Die Betreuung erfolgte nach der 2011 publizierten deutschen S3-Leitlinie. Von den Schwangeren erhielten 11,7 % Insulin (Mutter-Kind-Paare: 14,9 %), davon 81,7 % als intensivierte konventionelle Insulintherapie. Ergebnisparameter der Mütter waren Geburtseinleitung, primäre Sectio, sekundäre Sectio, vaginal operative Geburt. Ergebnisparameter der Neugeborenen waren Geschlecht, Frühgeburt < 37 + 0 Schwangerschaftswochen, LGA (Large for Gestational Age), SGA (Small for Gestational Age), Apgar 5 min < 7, pH Nabelarterie < 7,1, Verlegung Kinderklinik, Fehlbildung, Atemnnotsyndrom.
Ergebnisse Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich bei den Geburtseinleitungen (28,6 vs. 21,8 %, p = 0,001) und den primären Sectio-Entbindungen (18,3 vs. 12,9 %, p = 0,00 018), bei den Neugeborenen gab es keine Unterschiede. Darüber hinaus wurde bei 4,5 % der Neugeborenen eine i. v.-Glukosetherapie wegen einer Hypoglykämie durchgeführt und 5,1 % der Neugeborenen erhielten eine Lichttherapie infolge einer Hyperbilirubinämie. Im Median 10 Wochen postpartal erschienen 498 Frauen (46,4 %) zum oralen Glukosetoleranztest (oGTT), der in 35,3 % einen auffälligen Befund ergab, meist eine gestörte Nüchternglukose (IFG, 31,7 %) und in 0,4 % einen Diabetes. Die multivariable, adjustierte Analyse ergab, dass Frauen mit Insulintherapie häufiger als Frauen ohne Insulintherapie (aOR 1,89; 95 %-KI: 1,28; 2,79, p = 0,0014) und Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas seltener als Frauen mit Normgewicht zur Nachuntersuchung erschienen (aOR 0,72; 95 %-KI: 0,56; 0,94, p = 0,01).
Schlussfolgerung Diagnostik und Therapie des GDM zeigten vom Ergebnis her eine akzeptable Übereinstimmung mit der Hintergrundpopulation. Der Anteil postpartal gestörten Glukosestoffwechsels der Mütter war hoch. Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas sollten gezielt zur Teilnahme an der postpartalen Nachuntersuchung motiviert werden.