Das Interesse der chemischen Forschung richtet sich zunehmend auf zusammengesetzte, ,,komplexe" Systeme mit speziellen Eigenschaften und Funktionen. Als Komponenten solcher Systeme finden 1,4-Diazine wachsende Beachtung. Unter 1,4-Diazinen sollen hier Pyrazin und seine Derivate sowie Verbindungen mit Pyrazin-Teilstruktur verstanden werden; Beispiele sind Chinoxalin, Phenazin, Pteridin, Flavin und deren Derivate. Alle diese Verbindungen zeichnen sich durch ein niedrig liegendes unbesetztes n-Molekiilorbital und durch die Fahigkeit zur Briicken-Koordination aus. Die Kombination dieser beiden Eigenschaften bedingt eine spezifische Reaktivitat der 1,4-Diazine und insbesondere der Stammverbindung Pyrazin. 1,4-Diazine eignen sich ausgezeichnet fur Untersuchungen zum interund intramolekularen Elektron-Transfer bei organischen, anorganischen und biochemischen Reaktionen. Im Redoxsystem der 1,4-Diazine ist die paramagnetische 7n-Elektronen-Zwischenstufe auBerordentlich stabil, wahrend die 1,4-Dihydro-1,4-diazine mit 8 n-Elektronen im sechsgliedrigen Ring aufgrund der potentiellen Antiaromatizitat und des hohen Elektroneniiberschusses nicht generell zuganglich sind. Die inhlrente Difunktionalitat und das niedrig liegende unbesetzte Molekiilorbital des Pyrazins ermoglichen die Bildung von Koordinationspolymeren mit ungewohnlichen elektrischen und magnetischen Eigenschaften. Die an Pyrazinen beobachteten Phiinomene lassen sich schlieBlich zur Interpretation der Reaktivitat natiirlich vorkommender 1,4-Diazine heranziehen; diskutiert werden Flavine und biolumineszierende Naturstoffe. ,, Wer nur (an)organische Chemie versteht. uersteht auch fFrei Lich'enberg)azine MBt sich unterteilen in ein ,,konventionelles", das weitgehend demjenigen anderer aromatischer Heterocyclen entspricht"], und in eines, das nur bei diesem System beobachtet wird. die nicht recht."