Das Verhalten und Befinden aller Kinder in integrativen Regelklassen und dessen Einschätzung durch Kinder und Klassenlehrkräfte wird über ein Schuljahr hinweg untersucht. Dabei wird geschaut, wie sich Kinder-und Lehrersicht in Verhalten und Befinden über die Zeit unterscheiden. Weiter wird analysiert, welchen Einfluss sonderpädagogische Maßnahmen auf die Diskrepanz zwischen Kinder-und Lehrersicht in Verhalten und Befinden haben und welche weiteren Faktoren diese Diskrepanz beeinflussen. In 27 Schulklassen (3. bis 6. Schulklasse) werden zu drei Messzeitpunkten über ein Schuljahr hinweg 431 Kinder (46 % Mädchen; 54 % Jungen), davon 130 Kinder mit sonderpädagogischen Maßnahmen, und ihre dazugehörenden 44 Klassenlehrkräfte mit standardisierten Instrumenten zum Verhalten (Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)) und Befinden (Perceptions of Inclusion Questionnaire (PIQ)) der Kinder befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede in der Einschätzung von Verhalten und Befinden zwischen Klassenlehrkräften und Kindern dadurch mitbeeinflusst sind, ob ein Kind eine sonderpädagogische Maßnahme bekommt oder nicht. Bei Hyperaktivität, prosozialem Verhalten, emotionaler Integration und akademischem Selbstkonzept haben die sonderpädagogischen Maßnahmen in allen Verhaltensbereichen einen signifikanten Einfluss auf die Unterschiede zwischen Kinder-und Lehrersicht. Jedoch hat das Vorliegen sonderpädagogischer Maßnahmen weder im Bereich der emotionalen Probleme noch bei Problemen des Sozialverhaltens einen Einfluss. Zudem hat das Geschlecht des Kindes bei Hyperaktivität und prosozialem Verhalten einen hoch signifikanten Einfluss auf die Diskrepanz zwischen den beiden Perspektiven: Jungen werden von den Lehrkräften als hyperaktiver und weniger prosozial als Mädchen eingeschätzt. Für diese Diskrepanzen werden verschiedene Erklärungen herangezogen und auf den schulischen Alltag bezogen.